Arijeta Ismani
Fachfrau Gesundheit, Intensivstation Lindenhofspital
«Wir haben gewusst, wann die Pandemie begann. Aber niemand wusste, wann sie endet.»
«Ich habe mir grosse Sorgen um meine Familienangehörigen gemacht. Viele von ihnen zählen zur Risikogruppe. Ich könnte es nicht verkraften, sie ebenfalls eines Tages auf der Intensivstation zu wissen. Diese doppelte Belastung beschäftigte mich tagtäglich. Dennoch versuchte ich, positiv zu denken und für alle mein Bestes zu geben. Mit starker Unterstützung der Leitung. Und auch anderer Stationen. Wir haben uns in dieser Zeit gegenseitig mit positivem Denken und Handeln unterstützt. Wir haben gewusst, wann die Pandemie begonnen hat. Aber niemand wusste, wann sie endet. Wir machen nach jedem Arbeitsende eine Feedbackrunde. Das hilft mir sehr. Dort sagen wir, was uns belastet hat, was geschehen ist und was wir gut gemacht haben. Das motiviert. Auch Dankbarkeit gehört dazu. Ich suche mir meine Motivation. Vielleicht gibt es eine gute Nachricht, zum Beispiel, dass es einer Patientin oder einem Patienten besser geht. Das gibt mir Kraft, mich auf die guten Momente zu konzentrieren. Wir sind in einer Pandemie. Nicht jede Patientin und nicht jeder Patient kann gesunden. Auch wenn wir als Team unser Bestes geben. Jetzt bekommen wir die Gelegenheit, unser Leben zu überdenken, neue Seiten an uns zu entdecken und uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen. Plötzlich werden Dinge wichtig, die wir lange genug als Selbstverständlichkeit angesehen haben. Wir vermissen körperliche Nähe zu Menschen, soziale Kontakte, das Privileg sich frei zu bewegen, das Reisen, das unbeschwerte Leben, finanzielle Sicherheit und die Normalität. Die zweite Welle wird unvergesslich für mich bleiben, physisch wie psychisch. Mir werden Bilder im Kopf bleiben. Bilder von COVID-Patientinnen und Patienten, aber auch von Angehörigen. Von Trauer und Angst. Bilder, die Menschen, die nicht in der Pflege arbeiten, nicht sehen.»
Seit 2020 in der Lindenhofgruppe.
Sieht und fühlt, seit sie auf der IPS arbeitet, jeden Tag, dass sie kranken Menschen in ihrer schlimmsten Lebensphase helfen kann.
Entdeckt am liebsten die Schönheit der Natur und pflegt ihre guten Beziehungen zum Partner und zu Freunden.
Motto: «Liebe, lebe und lache jeden Tag. Man weiss nie, wann dein Letzter sein wird.»