Corinne Wyss

Abteilungsleiterin Überwachungspflege

«Wir sind in dieser Zeit zusammengewachsen.»

«Als Abteilungsleiterin habe ich auf das Telefon gewartet, wann das Lindenhofspital uns ruft und um Hilfe anfragt. Denn dann fehlen plötzlich sechs bis acht Personen im Team. Von einem Tag auf den anderen. Trotzdem aber gilt es, die Schichten abzudecken. Da braucht es einen wahnsinnigen Effort von jedem Einzelnen. Und jeder im Team hat ja auch noch seine persönlichen Herausforderungen. Eine Mitarbeiterin hat eine Familie daheim, deren Kinder plötzlich nicht mehr in die Schule können. Die andere begibt sich mit der ganzen Familie in Quarantäne, isoliert sich, wegen ihrer Arbeit. Das sind starke Einschränkungen, auch im Privaten. Angst habe ich nicht gehabt. Denn wir können uns auf der IPS sehr gut schützen. Ich fühle mich hier im Spital weitaus sicherer, als wenn ich draussen unterwegs bin. Wenn ich einem schwerkranken Patienten gegenüberstehe, vergesse ich es sofort. Man kann sofort ins Handeln hinein und versucht sein Bestes für den Patienten zu geben. Nur wenn man auf die Station kommt, in die Isolation hineingeht, dann denkt man kurz daran, dass man nun vorsichtig sein muss, um sich nicht anzustecken. Aber das vergisst man mit der Zeit. Das wird selbstverständlich. Meine Sorge war nur in der zweiten Welle, als immer mehr Patientinnen und Patienten kamen, das nicht mehr stemmen zu können. Trotz allem aber war diese Zeit auch eine gute Erfahrung. Zu spüren, was man als Team und auch selbst leisten kann. Sicher hätte jeder ein paar Tage Ruhe nötig gehabt. Aber alle haben sich angeboten, noch mehr zu arbeiten. Sei es, um Kolleginnen und Kollegen zu entlasten oder anderen zu ermöglichen, auf der IPS zu helfen. Wir sind in dieser Zeit zusammengewachsen. Wir haben uns vielleicht nicht immer gesehen. Aber man ist über soziale Medien in Kontakt geblieben. Hat gefragt, wie es dem anderen geht, ob er etwas braucht. In der ersten Welle habe ich gemerkt, wie schwer es ist, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kontakt zu bleiben. Auch durch die Schichtarbeit. Das wollte ich in der zweiten Welle nicht noch einmal. Daraufhin habe ich mich dann vorbereitet und den Kontakt über einen Chat gesucht. Das ist eine gute Sache. Dieses Miteinander, das motiviert einen. Zu wissen, dass jeder sein Bestes gibt. Dann fällt es einem leicht, auch selbst sein Bestes zu geben. So kann man auch anspruchsvolle Zeiten durchstehen und sich durchbeissen.»

Corinne Wyss
Corinne Wyss
Abteilungsleiterin Überwachungspflege
Steckbrief

Seit 2008 im Spital Sonnenhof.

Schätzt sehr den Zusammenhalt in ihrem Team.

Ist am liebsten unter Segel auf einer Segelyacht. Geniesst Wind, Meer oder See und die grosse Freiheit.

Motto: «Mut ist der Preis, den das Leben für Frei­heit festlegt.»