Karin Bernard

Diplomierte Expertin Anästhesie, Lindenhofspital

«Die Kunst besteht darin, sich abzugrenzen und dabei durchlässig zu bleiben.»

«Corona stellt uns vor neue Herausforderungen, auch pflegerisch. Es ist eine andere Sterbebegleitung gewesen, es ist eine stille Medizin. Ich habe auf der Intensivstation lange jemanden gepflegt, bin acht Stunden bei ihm gewesen, habe ihn berührt und begleitet. Eine Stunde später ist der Mann im Beisein seiner Ehefrau gestorben. Das hat mich sehr berührt. Wenn jemand stirbt, musst du aushalten, dass du keine Lösung mehr hast. Du musst einfach da sein.
Ich war jetzt ein halbes Jahr auf der Intensivstation und habe dort gepflegt. Dort sind die Abläufe ein wenig anders, deswegen haben wir auch immer im Tandem gearbeitet. Da zählt das Miteinander sehr. Miteinander bedeutet auch Vertrauen. Den Menschen auf der Intensivstation möchte ich ein Kränzchen flechten. Ihr Vertrauen mir gegenüber war eine Bereicherung. Wenn ich das Spital verlasse, habe ich Feierabend. Ich habe den Mann, von dem ich vorher erzählt habe, nicht mit heimgenommen. Das habe ich in den 20 Jahren Anästhesiepflege gelernt. Das hat nichts damit zu tun, abgebrüht zu sein. Die Kunst besteht darin, sich abzugrenzen und dabei durchlässig zu bleiben. Ich frage mich manchmal, ob ich zu dem geworden bin, weil das, was ich tue meinem Charakter entspricht. Oder hat mich die Anästhesiepflege zu dem gemacht, was ich bin. Das ist spannend. Aber eigentlich geht es darum, Menschenfreund zu sein und neugierig zu bleiben. Das erweitert meinen persönlichen Horizont immer wieder aufs Neue.»

Karin Bernard
Karin Bernard
Diplomierte Expertin Anästhesie, Lindenhofspital
Steckbrief

Seit 2010 in der Lindenhofgruppe.

Ihr Team und ihre Chefin sind ihr  «Lindenhof».

Ist am liebsten in der Natur, liebt die Berge, reist gerne, kocht und liest.

Motto: «Arbeite so, wie du selber behandelt und begleitet werden möchtest.»