Tanja Müller
Diplomierte Expertin Intensivstation Lindenhofspital
«Corona gibt es nicht nur bei uns in Bern. Überall auf der Welt sind Menschen betroffen.»
«Beim Morgenrapport hiess es: «Alle unsere Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation haben Covid-19. Alle werden beatmet.» Das war in der zweiten Welle. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, wann sich die Situation wieder normalisieren wird.
Die Arbeit in den Isolationskojen habe ich als sehr anspruchsvoll erlebt. Nach vielen Schichten ging mir Erlebtes wieder und wieder durch den Kopf. Die freien Tage brauchte ich zur Regeneration. Oft hatte ich Kopf- und Rückenschmerzen, teilweise auch Nasenbluten. Bei vielen in unserem Team machten sich die zehrenden Schichten körperlich bemerkbar. Ich arbeite in Teilzeit. Meinen Kolleginnen und Kollegen, die Vollzeit gearbeitet haben, zolle ich grossen Respekt.
Die Zusammenarbeit auf Seiten der Pflegefachpersonen, der Ärztinnen und Ärzte und unserem Leitungsteam erlebte ich als sehr unterstützend, flexibel und motivierend.
Ohne das engagierte Mitwirken der Mitarbeitenden der Anästhesie, des Aufwachraums wie auch aus dem Sonnenhof- oder Engeriedspital, hätten wir den Betrieb der Intensivstation nicht mit so vielen Plätzen aufrechterhalten können.
Es gab Momente, da haben Kolleginnen vor Anstrengung plötzlich geweint. Überarbeitete Ärztinnen und Ärzte standen komplett durchgeschwitzt in der Küche der Intensivstation oder wir haben Angehörige tränenüberströmt zur Ausschleuse der Intensivstation begleitet. Viele dieser grossen und kleinen Momente werde ich nie vergessen. Der Umgang mit den Ängsten der Patientinnen und Patienten und die Betreuung der Angehörigen hat uns emotional stark belastet und stellte uns vor neue Herausforderungen.
Corona gibt es nicht nur bei uns in Bern. Überall auf der Welt sind Menschen betroffen. Ich bin froh, dass wir in der Schweiz ein funktionierendes Gesundheitssystem haben. Bei uns auf der Intensivstation kann ich einen Beitrag dazu leisten, einen Teil der Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Den Nahestehenden wie auch den Patientinnen und Patienten die Situation so gut als möglich zu erleichtern; das gibt mir enorm viel zurück.»
Seit 2007 in der Lindenhofgruppe.
Schätzt die gute Zusammenarbeit im IPS- Team
Ist in der Freizeit gerne in der Natur beim Wandern, Langlaufen oder Skifahren. Am liebsten mit ihren Kindern, der Familie und Freunden.
Motto: «Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest»