Ernährung in der Schwangerschaft
Sie möchten Ihrem Kind einen optimalen Start ins Leben ermöglichen. Wir unterstützen Sie dabei. Bereits vor und während der Schwangerschaft können Sie mit einer ausgewogenen Ernährung, guter Küchenhygiene und ausreichender Bewegung viel dazu beitragen.
Es ist möglich, dass Sie während der Schwangerschaft spezielle Essgelüste haben, unter Übelkeit, Verstopfung oder anderen Beschwerden leiden. Gerne geben wir Ihnen einige hilfreiche Tipps um diese Schwangerschaftsbeschwerden zu lindern.
Unsere Angaben stützen sich auf die Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) und auf die Broschüre "Ernährung rund um Schwangerschaft und Stillzeit" des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV, die im September 2015 erschienen ist und viele Fragen beantworten kann. Eine Idee zur Umsetzung der Empfehlungen finden Sie in unseren Tagesbeispielen. Bedenken Sie, dass es sich dabei um einen idealen Vorschlag handelt, der nicht immer genau so durchführbar ist.
Falls diese Empfehlungen keine Verbesserung bringen, melden Sie sich bei Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen. In diesem Fall oder bei weiteren Problemen besteht die Möglichkeit, sich über Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen an eine Ernährungsberatung überweisen zu lassen.
Tipps bei Unpässlichkeiten in der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist geprägt von vielen Veränderungen, die auch auf das Wohlbefinden einen Einfluss haben. Das Verdauungssystem wird durch die veränderte Hormonsituation, den wachsenden Bauch und vielen anderen Faktoren beeinflusst. Die nachfolgenden Empfehlungen können mithelfen, Ihre Beschwerden zu lindern. Wenn sich die Situation nicht verbessert, melden Sie sich bei Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen.
Übelkeit und Erbrechen
Vor allem in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen leiden viele Schwangere an Übelkeit und Erbrechen. Meistens verschwinden diese Symptome allmählich wieder.
- Essen Sie vor dem Aufstehen eine kleine Stärkebeilage (z.B. Zwieback, Salzstängeli, Brot).
- Mahlzeitenrhythmus beachten: Essen Sie 3 kleine Hauptmahlzeiten und 2 - 3 kleine Zwischenmahlzeiten pro Tag.
- Meiden Sie fettreiche Speisen wie Frittiertes, Paniertes, Wurstwaren usw.
- Trinken Sie genügend (Wasser, Tee, Bouillon), v.a. sollten Sie bei Erbrechen den Flüssigkeitsverlust ersetzen!
- Frische Luft tut gut. Gehen Sie spazieren und lüften Sie regelmässig die Räume.
Sodbrennen (Magenbrennen)
Besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel, teilweise auch früher kann Magenbrennen auftauchen. Aufgrund des Druckes der vergrösserten Gebärmutter auf den Magen kann saurer Magensaft in die Speiseröhre zurückfliessen. Das führt zu Magenbrennen.
- Beachten Sie den Mahlzeitenrhythmus: Essen Sie 3 kleine Hauptmahlzeiten und 2 - 3 kleine Zwischenmahlzeiten pro Tag.
- Meiden Sie fettreiche Speisen wie Frittiertes, Paniertes, Wurstwaren und sehr scharfe, stark gewürzte Speisen sowie mastige Desserts.
- Konsumieren Sie nahrungsfaserreiche Lebensmittel wie Gemüse und Vollkornprodukte.
- Legen Sie sich nicht sofort nach dem Essen hin.
- Schlafen Sie mit leicht hochgelagertem Oberkörper.
- Bevorzugen Sie kohlensäurearme Getränke.
- Vermeiden Sie zu saure Früchte und Fruchtsaft.
- Konsumieren Sie Kaffee, Schwarztee, Lebensmittel aus Pfefferminze oder Schokolade mit Mass. Eine Erschlaffung des Schliessmuskels, der die Speiseröhre vom Magen trennt, wird durch diese Genussmittel begünstigt.
Blähungen und Völlegefühl
Durch erhöhten Druck auf den Bauchraum und eine langsamere Darmtätigkeit, können Blähungen und Völlegefühl entstehen.
- Beachten Sie den Mahlzeitenrhythmus: Essen Sie 3 kleine Hauptmahlzeiten und 2 - 3 kleine Zwischenmahlzeiten pro Tag.
- Meiden Sie stark blähende Speisen wie z.B. Kohlarten, Lauch, Knoblauch, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte.
- Essen Sie langsam und in Ruhe und kauen Sie die Speisen gut.
- Trinken Sie kohlensäurearme Getränke.
Verstopfung
Darmbewegungen sind während der Schwangerschaft aufgrund von Hormonveränderungen verlangsamt, was zu Verstopfungen führen kann. Zusätzlich können Eisentabletten die Verstopfung begünstigen. Sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen über alternative Medikamente.
- Trinken Sie mindestens 2 Liter ungesüsste Getränke pro Tag (Wasser, Tee).
- Konsumieren Sie nahrungsfaserreiche Lebensmittel (Vollkornprodukte, Gemüse, Früchte, Hülsenfrüchte, Nüsse).
- Als Garnitur z.B. über Salat oder ins Joghurt passen Weizen- oder Haferkleie, Leinsamen, Nüsse oder Kerne. Trinken Sie dazu reichlich Wasser. Wenn Sie Kleie oder Samen über Nacht einweichen entfalten sie eine optimale Wirkung.
- Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen ein Glas lauwarmes Wasser.
- Legen Sie abends eine gedörrte Feige in Wasser ein und essen Sie diese am Morgen.
- Essen Sie langsam und kauen Sie gut.
- Führen Sie regelmässige moderate körperliche Aktivität nach Absprache mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen durch (z.B. Nordic Walking, Schwimmen, Velofahren und andere Sportarten).
Heisshunger, Gelüste
Der Geruchs- und Geschmackssinn wird durch die Schwangerschaftshormone beeinflusst, daraus können zum Beispiel Ekel, aber auch Gelüste oder Heisshunger entstehen. Wenn Ihnen ein Lebensmittel oder eine Speise widersteht, versuchen Sie diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Heisshunger und Gelüste können mit einfachen Tricks reduziert werden.
- Starten Sie den Tag mit einem Frühstück.
- Beachten Sie den Mahlzeitenrhythmus.
- Essen Sie 2 - 3 kleine Zwischenmahlzeiten pro Tag wie z.B. eine Frucht, etwas Gemüse, ein Glas Milch, ein Joghurt, ein Stück Vollkornbrot mit Quark oder Hüttenkäse.
Wassereinlagerungen
Achten Sie auf eine genügende Eiweisszufuhr (vgl. Broschüre "Ernährung rund um Schwangerschaft und Stillzeit") und auf eine ausgewogene Ernährung. Teilen Sie Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen mit, falls Sie Wassereinlagerungen haben, damit die Ursache abgeklärt werden kann.
Muskelkrämpfe
Muskelkrämpfe können aufgrund eines Mineralstoffmangels (z.B. Magnesium, Calcium) auftreten oder als Nebenwirkung des erhöhten Körpergewichts, das die Beinmuskulatur ermüdet. Bauen Sie vermehrt Gemüse und Nüsse, Magnesiumlieferanten und ausreichend Milchprodukte, Calciumlieferanten, in Ihre Ernährung ein und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung anhand unserer Empfehlungen. Sprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen über das Problem.
Tagesbeispiel
Schwangerschaftsdiabetes
Als Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes wird eine Kohlenhydratstoffwechselstörung bezeichnet, die erstmalig während der Schwangerschaft auftritt bzw. erkannt wird und sich in erhöhten Blutzuckerwerten widerspiegelt. Begünstigende Faktoren eine Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, sind Diabetes in der Familie, Alter, Übergewicht und eine übermässige sowie schnelle Gewichtszunahme.
Ein Schwangerschaftsdiabetes ist nicht zu spüren. Aus diesem Grund wird in der Regel bei allen Schwangeren zwischen der 24 und 28 Schwangerschaftswoche ein Glukosetoleranztest durchgeführt. Falls dies bei Ihnen nicht der Fall sein sollte, fragen Sie Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen. Damit das Neugeborene nicht ein zu hohes Geburtsgewicht oder andere Komplikationen hat, ist es wichtig, dass ein Schwangerschaftsdiabetes erkannt wird. Bei einer guten Behandlung sind die Risiken für Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt gleich wie bei einer normalen Schwangerschaft. Ihre Gynäkologin oder Ihr Gynäkologe wird Sie in dieser Situation an eine Ernährungsberatung überweisen.