Bei der vollständigen Entfernung der Prostata (radikalen Prostatektomie) wird Ihre Urologin oder Ihr Urologe die gesamte Prostata und die umliegenden Lymphknoten chirurgisch entfernen.
Die Nerven und Blutgefässe, die den Penis versorgen und die wichtig für die Erektionsfähigkeit sind, liegen eng an der Prostata. Sie werden bei der Operation soweit wie möglich geschont. Während der Operation wird ein Harnblasenkatheter eingelegt – ein Kunststoffschlauch, der den Urin nach aussen ableitet. Dadurch vermeiden wir, dass die volle Blase Druck auf das Operationsgebiet ausübt. Der Katheter wird in der Regel fünf bis zehn Tage nach der Operation entfernt.
Schmerzen – die Urologie hat Mittel dagegen
Unser Ziel ist es, dass Sie nach der Operation möglichst wenig Schmerzen haben. Dies trägt wesentlich zu einer raschen Genesung bei. Daher erhalten Sie in den ersten Tagen nach der Operation Schmerzmedikamente. Falls Sie dennoch Schmerzen haben oder einen zunehmenden Druck im Unterbauch oder in der Dammregion spüren, legen Sie sich am besten mit hochgelagerten Beinen für zehn Minuten hin. Wenn die Schmerzen dadurch nicht nachlassen, melden Sie sich bitte rasch bei der zuständigen Pflegefachperson.
Wasserlösen – zurück zur Normalität
Während des Spitalaufenthalts wird Ihre Blase über einen Blasenkatheter laufend entleert. Die Pflegefachpersonen erklären Ihnen den sicheren Umgang mit dem Katheter. Sie können damit spazieren gehen und duschen. Nach Entfernung des Katheters kann eine Inkontinenz (ungewollter Urinverlust) auftreten. Diese nimmt bei den meisten Patienten relativ rasch ab. Damit Sie sich in den ersten Tagen trotz der Inkontinenz uneingeschränkt bewegen können, erhalten Sie Inkontinenzeinlagen. Diese werden direkt in die Unterhose geklebt.
Damit die Inkontinenz zurückgeht, ist ein Beckenboden- und Blasenfunktionstraining wichtig. Falls die Inkontinenz nach einigen Wochen nicht abklingt, nehmen Sie mit Ihrem Urologen Kontakt auf. Nach der Entfernung des Katheters können während ungefähr einem Monat weitere Beschwerden auftreten: leichtes Brennen beim Wasserlösen, häufiger Harndrang und leichte Verfärbung des Urins mit Blut. Mit einem Blasenfunktionstraining können Sie dazu beitragen, dass der Harndrang weniger häufig auftritt.
Stuhlgang – keinen Druck aufsetzen
Gelegentlich vergehen nach einer Operation etwa drei bis fünf Tage, bis die Darmtätigkeit wieder normal funktioniert. Vermeiden Sie beim Stuhlgang starkes Pressen. Falls Sie unter hartem Stuhlgang oder Verstopfung leiden, wenden Sie sich an Ihren Urologen oder Hausarzt.
Trinken – am besten literweise
Ihre Blase sollte nach der Operation gut gespült werden. Trinken Sie deshalb mindestens eineinhalb bis zwei Liter pro Tag, falls von Ihrem Arzt nichts anderes verordnet wurde. Wir empfehlen Ihnen, am Vor- und Nachmittag viel und gegen Abend weniger zu trinken, damit Sie in der Nacht nicht so häufig zum Wasserlösen aufstehen müssen.
Körperpflege – speziell mit Katheter
Sobald Sie sich nach der Operation wieder kräftig genug fühlen, können Sie duschen. Sechs Wochen nach der Operation sind Sie bereit für ein Bad – zuhause oder in öffentlichen Bädern. Falls Sie mit dem Blasenkatheter nach Hause gehen, waschen Sie Katheter und Penis einmal täglich mit den spitaleigenen Waschtüchern. Sie haben eine desinfizierende Wirkung. Weitere Informationen erhalten Sie von den Pflegefachpersonen.
Bewegung – gut für Ihre Genesung
Für den Erfolg der Operation ist es wichtig, dass Sie sich nach dem Eingriff so bald wie möglich und so normal wie möglich bewegen. Bewegung fördert viele Körperfunktionen wie den Kreislauf oder die Verdauung und trägt dazu bei, dass Sie mobil bleiben. Während dem Spitalaufenthalt können Sie im Spital spazieren gehen – nach Absprache mit dem Arzt, dem Pflegepersonal oder der Physiotherapie.
Schonung der operierten Stelle – zeigen Sie Haltung
Je aufmerksamer Sie das operierte Gebiet schonen, desto schneller verheilt es. Steigen Sie über die Seitenlage aus dem Bett. Vermeiden Sie langes Sitzen und atmen Sie bei Kraftanstrengungen jeweils aus. Achten Sie darauf, dass Ihr Rücken beim Sitzen, Heben, Tragen und Husten stets durchgestreckt ist.
Atemtherapie – weil Luft beflügelt
Die Narkose und die Schmerzmedikamente können die Belüftung Ihrer Lungen beeinträchtigen. In der Physiotherapie erlernen Sie Atemübungen, um die Belüftung zu verbessern. Führen Sie diese Übungen in den ersten Tagen nach der Operation möglichst häufig durch. Bei normalem Heilungsverlauf sind Atemübungen nach dem Spitalaustritt nicht mehr nötig.
Sexualität – sechs Wochen Schonfrist
Ab der sechsten Woche nach der Operation können Sie wieder Geschlechtsverkehr haben. Die Entfernung der Prostata kann bleibende Erektionsstörungen zur Folge haben. Zögern Sie nicht, bei Erektionsproblemen mit Ihrem Urologen zu sprechen.
Sitzen – besser weich statt hart
Vermeiden Sie es, in den ersten drei Wochen nach der Operation auf harten Unterlagen zu sitzen. Dies kann einen unangenehmen Druck auf die Dammregion ausüben oder Schmerzen im Unterbauch auslösen. Verwenden Sie ein Kissen, um weich zu sitzen. Eine gerade Haltung im Sitzen entlastet das Operationsgebiet und aktiviert den Beckenboden.