Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2020

Geschäftsbericht 2020

Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Mut.

3 Inhalt 4 Mut: Drei Buchstaben. Viele Facetten. 5 Kennzahlen 6 Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO 12 Jahresrückblick des CEO 18 Vorwort Verein Ärztekollegium 23 Onkologiezentrum Bern: «Man muss Mut haben, grösser zu denken.» 31 Neue Rollen in der Pflege: «Die Lindenhofgruppe beweist Mut zu innovativen Wegen.» 37 Urologie: «Nur mit mutigen Schritten kommen wir weiter.» 43 Forschung &Innovation: «Mediziner müssen am Puls der Zeit forschen.» 50 Statement zur Pandemie: «Ich habe gelernt zu vertrauen.» 52 Mutationen Ärztekollegium 54 Geschäftsbericht 2020 56 Corporate Governance 60 Bilanz per 31. Dezember 2020 62 Erfolgsrechnung 2020 63 Anhang der Jahresrechnung 2020 72 Revisionsbericht 74 Statistiken 80 Lehre und Forschung 80 Weiterbildungskliniken 81 Forschung: Laufende Studienaktivitäten 90 Ausgewählte Publikationen Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Inhalt

4 Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Drei Buchstaben. Viele Facetten. Mut hat so viele Facetten, wie der Mensch sie in seiner Vielfalt eröffnet. Was für den einen selbstverständlich, ist für den anderen etwas Ausserordentliches. Es sind nicht immer grosse Worte, die Mut greifbar machen. Taten leisten weitaus mehr. Sie sind es, die den Unterschied machen. Für Patientinnen und Patienten und in der Zusammenarbeit. Der erste Geschäftsbericht der neuen Trilogie steht deshalb für Mut. Das vergangene Jahr hat uns dieses Thema auf vielfältige Weise nähergebracht. Es hat Mut erfordert, ihn aber auch sichtbar gemacht. Darum widmen wir diesen Geschäftsbericht jenen, die durch ihren unermüdlichen Einsatz täglich Mut beweisen. Mit vielen grossen und kleinen Taten. Als Teil einer Trilogie soll dieser Geschäftsbericht das starke Miteinander der Lindenhofgruppe erlebbar machen – unser kulturelles Fundament. Er soll zeigen, was uns verbindet, was uns stark macht und wie wir dabei täglich über unseren Schatten springen für unsere Patientinnen und Patienten. Denn ihr Wohlergehen ist unsere Verpflichtung. Bei allem, was wir tun.

5 Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Kennzahlen Kennzahlen Finanzen Gesamtumsatz Ergebnis vor Finanzergebnis, Fondsergebnis und Steuern (EBIT) Jahresgewinn Investitionen Sachanlagen Bilanzsumme Eigenkapital Patienten Stationär (nach SwissDRG) Tagesstationär Ambulant Total Patienten Case Mix Index Pflegetage akut stationär (ohne Säuglinge) Durchschnittliche Aufenthaltsdauer akut stationär Personal Anzahl Mitarbeitende Anzahl Lernende Anzahl Belegärztinnen und -ärzte Infrastruktur Betten (ohne Betten Intensivstation) Notfallzentren Operationssäle * Seit 1. Juli 2020: Notfall Sonnenhof in Kooperation mit City Notfall AG 417’805 6’080 6’319 23’701 251’934 75’546 27’919 5’919 116’822 150’660 0.983 107’666 4.2 1’581 171 330 358 2 21 2019 414’032 499 916 24’391 272’490 76’462 26’316 4’176 109’396 139’888 1.018 104’602 4.3 1’598 180 329 359 2* 20 2020 in TCHF in TCHF in TCHF in TCHF in TCHF in TCHF Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl CMI Tage Tage FTE Personen Personen Anzahl Anzahl Anzahl

6 Guido Speck, CEO «Es gibt immer einen Weg, ein Ziel zu erreichen.» Die Corona-Pandemie, die Medizinische Klinik der Lindenhofgruppe und Motivation: drei bestimmende Themen im Jahr 2020. Hat die Kultur des Miteinanders den Stresstest Corona bestanden? Hat die Pandemie die strategische Ausrichtung der Lindenhofgruppe beeinflusst? Was bedeutet der Aufbau der Medizinischen Klinik für die Lindenhofgruppe und den Standort Bern? Ein Gespräch mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Lindenhofgruppe, Hannes Wittwer, und CEO Guido Speck. Was hat Sie während der Corona-Pandemie besonders beeindruckt – positiv und negativ? Hannes Wittwer: Sicher positiv aufgefallen ist mir das gute Krisenmanagement und die positiven Reaktionen von Ärztinnen, Ärzten und Mitarbeitenden darauf. Auch das Verständnis für die Massnahmen war gross. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir bereit sind, eine solche Krise zu managen: die Geschäftsleitung, der Kader und die Mitarbeitenden. Negativ aufgefallen ist, dass die Corona-bedingten Lieferengpässe externer Partner wichtige Projekte verzögert haben. Das Bauprojekt am Sonnenhof ist ein Beispiel. Hier haben wir zwei neue Operationssäle geplant. Die Aufnahme des Betriebs mussten wir um ein Jahr verschieben, inklusive aller wirtschaftlicher Konsequenzen. Wie hat der Verwaltungsrat auf die betrieblichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie reagiert? Guido Speck: Diese Krise betrifft die Lindenhofgruppe nicht allein. Dadurch war mit mehr Verständnis zu rechnen. Wir haben das Krisenmanagement rasch und konsequent hochgefahren. So konnten wir die Situation steuern und dem Verwaltungsrat unser Vorgehen darlegen. Seine Intervention war nicht notwendig. Dennoch sind derart hohe Verluste nur schwer hinzunehmen. Wir reden hier von einem zweistelligen Millionenbetrag nach dem ersten Lockdown. Die Kosten bleiben unverändert hoch und der Ertrag brach wegen des Behandlungsverbots weg. In einer solchen Situation Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

7 ist es von Vorteil, über eine solide Eigenkapitalbasis zu verfügen. Hannes Wittwer: Das Krisenmanagement ist keine Aufgabe des Verwaltungsrats – im Gegenteil: Ich finde es wichtig, dass der Verwaltungsrat sich hier zurückhält. Es geht vielmehr darum, dass wir den Handlungsspielraum der Geschäftsleitung und die liquiden Mittel gewährleisten. In einem zweiten Schritt diskutieren wir auf Basis der Rückmeldungen und Analysen der Geschäftsleitung, ob und welche langfristigen Auswirkungen die Ereignisse auf die Strategie der Lindenhofgruppe haben. Als eines von zwei Covid-A-Spitälern im Kanton Bern muss die Lindenhofgruppe jederzeit die Aufnahme von Patientinnen und Patienten gewährleisten. Hatte dies wirtschaftliche Folgen? Guido Speck: Die Menge der infizierten Patientinnen und Patienten war in der ersten Phase geringer als erwartet. In der zweiten Welle sah das anders aus. Jedoch war nicht nur die Anzahl der Infizierten höher. Viele der Betroffenen wählten uns als Behandlungsspital: Die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Patientinnen und Patienten hat auch im Covid-A-Status deutlich Wirkung gezeigt. Eigentlich eine positive Entwicklung. Jedoch hat uns die zweite Welle dadurch wirtschaftlich hart getroffen. Durch das hohe Patientenaufkommen konnten wir den normalen Betrieb kaum noch aufrechterhalten, geschweige denn wirtschaftlich arbeiten. Zudem nahmen auch die Personalausfälle, aufgrund von Selbstisolation oder Quarantäne, dramatisch zu. Dieser Umstand erschwerte den Regelbetrieb zusätzlich massiv. In einem Belegarztsystem mit selbstständig tätigen Ärztinnen «Wir sind froh, dass die Lindenhofgruppe trotz der pandemischen Lage die wichtigen Projekte weiter vorangetrieben hat.» Hannes Wittwer, Präsident des Verwaltungsrats Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

8 und Ärzten führt eine solche Situation zu einem extrem hohen und zeitaufwändigen Informationsbedarf. Durch unser aktiv gesteuertes Krisenmanagement und die regelmässigen Kommunikationen konnten wir aber die meisten gut abholen und einbinden. Wie stufen Sie die Leistungen der Lindenhofgruppe in diesem pandemiebestimmten Jahr ein? Hannes Wittwer: Aus meiner Sicht steht das sehr gute und professionelle Krisenmanagement im Vordergrund. Ich sehe nicht, was der Verwaltungsrat hier kritisieren sollte. Die mittel- und langfristigen Herausforderungen der Spital- und Gesundheitsbranche, wie zum Beispiel die Ambulantisierung oder die Digitalisierung, bestehen auch in und nach der Pandemie. Wir können also den Kurs halten und müssen lediglich Anpassungen auf der Zeitschiene vornehmen. Das hängt aber davon ab, welche Auswirkungen sich aus der Corona-Pandemie noch ergeben. Deshalb sind wir froh, dass die Lindenhofgruppe trotz der pandemischen Lage die wichtigen Projekte auch weiter vorangetrieben hat. Das ist sicherlich eine grosse Herausforderung für das Management, aber auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: die Pandemie zu bewältigen, ohne dass der weitere Betrieb stehenbleibt und in seiner Weiterentwicklung gebremst wird. Herr Speck, eine Frage an Sie als Leiter des Krisenstabs der Lindenhofgruppe: Wie hat das Zusammenspiel in der Praxis funktioniert? Guido Speck: Als Erstes möchte ich dem gesamten Krisenstab ein grosses Lob aussprechen. Wir haben die Prozesse in unserem Integrierten-Management-System aufgebaut – eine der Auswirkungen der ISO-Zertifizierung. Dazu gehörten auch praktische Trainings. Dass unser Wissen gerade in einer Pandemiesituation zur Anwendung gelangt, haben wir damals nicht gedacht. Der Krisenstab ist sehr schnell in einen operativen Modus gekommen. Wir haben Entscheide sachbezogen und effizient gefällt und umgesetzt. Die Massnahmen haben wir jeweils innerhalb von zwei bis drei Arbeitstagen kontrolliert und falls nötig Anpassungen vorgenommen. Im Normalzustand nimmt eine derartige Ergebniserreichung drei bis vier Wochen in Anspruch. Alle Beteiligten waren topmotiviert und haben sich über die ganze Zeit hinweg voll auf diese unkonventionelle Arbeitsweise eingelassen. Intern habe ich viele positive Rückmeldungen von Ärztinnen, Ärzten und Mitarbeitenden erhalten. Die Kombination von Krisenstab, regelmässiger Kommunikation und Videobotschaften des CEO hat ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. Das hat mich sehr gefreut. Es hat mir die Energie und Zuversicht gegeben, dass wir die Pandemie gemeinsam meistern werden. Wie lange werden die Auswirkungen der Corona- Pandemie auf die Lindenhofgruppe einwirken? Guido Speck: Die Pandemie wird für uns nachhaltige wirtschaftliche Folgen haben. Im Moment arbeiten wir fast wieder im Normalbetrieb. Aber wir haben beispielsweise deutlich weniger Grippefälle zu behandeln, oder wir spüren bei den Elektiveingriffen eine Zurückhaltung bei der Bevölkerung. Diese Fakten kombinieren sich mit mehr Home-Office und eingeschränkten Freizeitaktivitäten. Das führt zu weniger Unfällen und Behandlungen. Das wirkt sich auf die Lindenhofgruppe direkt, aber auch indirekt auf unsere Tochterfirma City Notfall aus. Auch dort sind rückläufige Behandlungen zu verzeichnen. Ich schätze, dass wir ungefähr heute in einem Jahr wieder auf dem Stand sein werden, den wir vor der besonderen Lage hatten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns aber noch deutlich länger beschäftigen. Die von der Pandemie gerissenen Löcher werden wir nicht so einfach stopfen können. Aufgrund unserer stabilen Eigenkapitalbasis, der privaten Trägerschaft der Stiftung Lindenhof Bern und des hochprofessionellen Teams aus unseren Belegärztinnen und -ärzten, den angestellten Ärztinnen und Ärzten und unseren Mitarbeitenden sind wir in keiner Weise existenziell bedroht. Haben Sie trotz aller Umstände eine Kultur des Miteinander spüren können? Hannes Wittwer: Wir wissen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den pandemiebedingten Änderungen sehr unterschiedlich umgehen. Das Pandemiejahr war ein Stresstest für das starke Miteinander der Lindenhofgruppe. Ein Test, den wir bis jetzt bestanden haben. «Wir sind sehr schnell in einen operativen Modus gekommen.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

9 Ist die Lindenhofgruppe mit den zentralen Themen weiterhin auf Kurs? Hannes Wittwer: Unsere langfristigen Ziele haben sich nicht geändert. Auch geplante Projekte oder Wachstumsziele haben wir nicht einfach begraben. Was all dies für die Zukunft bedeutet, wissen wir heute noch nicht. Deshalb gibt es im Moment keinen Anlass, die Grundstrategie der Lindenhofgruppe anzupassen. Was sind für Sie die strategischen Meilensteine des Jahres 2020? Guido Speck: Der Aufbau der Medizinischen Klinik der Lindenhofgruppe ist hier ein ganz zentraler Punkt. Es ist uns gelungen, die Medizinische Klinik auf den 1. Juli 2020 umzusetzen – trotz der Pandemie. Das war ein ambitioniertes Ziel. Ich bin stolz, dass alles planmässig geklappt hat. Gleiches gilt für die Zertifizierungen: das ISO-Aufrechterhaltungs-Audit und die Zertifizierung des Onkologiezentrums Bern mit seinen angeschlossenen Organzentren. Auch sie haben wir trotz erschwerter Bedingungen zum Erfolg geführt. Hier waren echte Commitments der Beteiligten gefordert. Es gibt immer einen Weg, ein Ziel zu erreichen, auch unter erschwerten Bedingungen. Das haben wir bewiesen. Diesen Herausforderungen mussten wir, wie viele andere Unternehmen, mit Motivation, hoher Kompetenz und Flexibilität begegnen. Auch ärztliche Schlüsselpositionen konnten wir neu besetzen. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir alle strategischen Ziele erreichen konnten. Selbst das per Juni – aufgrund der Pandemie – revidierte Budget 2020 konnten wir trotz der heftigen zweiten Welle erreichen. Dies nur, weil alle gemeinsam am gleichen Strick gezogen haben. Inwiefern ist die Medizinische Klinik ein Meilenstein in der Standort- und Leistungsangebotsentwicklung der Lindenhofgruppe? Hannes Wittwer: Die Medizinische Klinik ist ein Puzzlestein in der Entwicklung der Spitallandschaft. Insbesondere in der Lindenhofgruppe, die ja aus einer klassischen Belegarztsituation kommt. Jetzt entwickelt sie sich zu einem spezialisierten System mit hybriden Lösungen. Das Tempo dieser Entwicklung beeindruckt mich und ist absolut notwendig. Im Verwaltungsrat war von Beginn an klar, dass es hier auch Widerstände geben wird. Die Umsetzung der Medizinischen Klinik war aber immer priorisiert. Sie ist ein wesentlicher Punkt für die Zukunftsfähigkeit der Lindenhofgruppe. Welchen Nutzen hat der Erhalt des A-Status der Weiterbildungsstätte der Medizinischen Klinik für Patientinnen und Patienten? Guido Speck: Auch im Rahmen der Zentrumsstrategie der Lindenhofgruppe führen der Aufbau und die Positionierung einer starken Inneren Medizin zu einer hohen Versorgungssicherheit. Das hybride Modell aus Belegärztinnen und -ärzte und angestellten Ärztinnen und Ärzten führt das Beste beider Welten zusammen. Wir sind überzeugt, dass dies dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten dient. Der standortübergreifende Aufbau der Medizinischen Klinik ermöglicht eine bessere Steuerung von Patientinnen und Patienten zwischen den Standorten. Die Medizinische Klinik ist ein Meilenstein für die Standort- und Leistungsangebotsentwicklung der Lindenhofgruppe. Mit ihren hybriden Lösungen gibt sie jungen Ärztinnen und Ärzten unter anderem die Gelegenheit, das Belegarztsystem kennenzulernen. Damit eröffnet sie ihnen eine bessere Entscheidungsgrundlage für ihre Zukunft. «Es ist wichtig, Entscheide zu fällen.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

10 Eines der Ziele unserer Weiterbildungs-A-Klinik ist die bessere Nachwuchsförderung am Standort Bern. So können wir aus eigener Kraft Ärztinnen und Ärzte für die Lindenhofgruppe generieren. Die Lebensentwürfe und Arbeitsmodelle der jungen Ärztinnen und Ärzte sehen anders aus als noch vor 20 Jahren. So wollen die Jungen nicht mehr unbedingt eine eigene Praxis führen, sondern arbeiten lieber gemeinsam im Team. Deshalb ist es wichtig, dass junge Ärztinnen und Ärzte alternativ zur universitären Weiterbildung in einem Chefarzt-System auch mit hybriden Modellen in Berührung kommen. In der Zusammenarbeit können sie das Belegarztsystem kennenlernen und erhalten so eine bessere Entscheidungsgrundlage für ihre Zukunft. Es ist uns dadurch immer wieder gelungen, junge Ärztinnen und Ärzte für das Belegarztsystem zu begeistern. Dazu leistet die A-Weiterbildungsstätte einen mass- gebenden Beitrag. Aber auch die Belegärztinnen und -ärzte profitieren von dem Austausch mit Jüngeren. Sie erhalten neue Impulse und sind eingeladen, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Das bestätigen auch die positiven Bewertungen der Weiterbildenden im Ranking des Schweizerischen Instituts für Weiter- und Fortbildung SIWF. Hier schneiden wir überdurchschnittlich gut ab, was unsere Position als attraktive Weiterbildungsstätte untermauert. Als Listenspital unserer Grösse leisten wir einen massgebenden Beitrag – gerade im Bereich Innere Medizin. Dass wir damit eine A-Status-Weiterbildungsstätte betreiben, nimmt man auch im Kanton positiv wahr. Hier setzen wir ein Zeichen: Als Privatklinik tragen wir mit hochwertiger Weiterbildung zur Nachwuchsförderung bei. Herr Speck, den eng gesetzten Zeitplan der Medizinischen Klinik konnte die Lindenhofgruppe trotz CoronaPandemie einhalten. Gab es auch einen Plan B? Guido Speck: Als CEO ist man immer gut beraten, wenn man einen Plan B hat. Aber wenn man sich zu detailliert mit dem Plan B beschäftigt, beginnt man, Energie vom eigentlichen Plan abzuziehen. Man verliert leicht das Ziel aus den Augen und hat nicht mehr die gleiche Ausstrahlung und Überzeugungskraft zur Durchsetzung des ursprünglich gesetzten Ziels. Beim kleinsten Widerstand besteht das Risiko, dass man direkt auf den alternativen Plan umsteigt. Benötigt man bei derart weitreichenden Projekten auch eine Portion Risikobereitschaft? Guido Speck: Die Innere Medizin ist ein erklärter Leistungsschwerpunkt der Lindenhofgruppe. Sie ist ein essenzieller Baustein und ein wichtiger Zuweiser für alle chirurgischen Disziplinen. Gerade in unserem etablierten Belegarztsystem ist ein Projekt wie die Medizinische Klinik mit einem Eingriff in die DNA vergleichbar. Natürlich ist dies auch mit nicht unerheblichen Risiken verbunden. Wichtig war, dass alle Beteiligten mit einer gewissen Offenheit in das Projekt gestartet sind. So konnten wir auch aus Widerständen neue gute Ideen gewinnen. Um Unternehmer zu sein, braucht es auch die Bereitschaft zum Risiko. Als CEO muss ich viele Entscheide auf einer relativ dünnen Informationsbasis fällen. Da braucht es die richtige Einschätzung. Für mich steht bei jeder Entscheidung das Wohl der Lindenhofgruppe im Zentrum. Im Gegenzug muss ich zeitweise Kritik, auch vielleicht ungerechtfertigte, annehmen und lernen, damit umzugehen. Nicht jeder verfügt über die Flexibilität, mit betrieblichen Veränderungen umzugehen. Wie haben Sie diese Hürden gemeistert? Hannes Wittwer: Mut wird nicht immer belohnt. Es ist wichtig, Entscheide zu fällen. Und offen zu bleiben, falls Korrekturen notwendig sind. Getroffene Entscheide kann man immer noch optimieren. Deswegen ist eine der «Management bedeutet, richtig zu priorisieren.» «Als Privatklinik tragen wir mit hochwertiger Weiterbildung zur Nachwuchs- förderung bei.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

11 Aufgaben des Verwaltungsrats, Entscheide und deren Entwicklungen zu prüfen, zu reflektieren, aber auch zu stützen. Mutlosigkeit oder fehlende Entschlossenheit sind das Schlimmste. Management bedeutet, richtig zu priorisieren. Das heisst vorhandene Mittel und Ressourcen so einzusetzen, dass man das Ziel erreicht. Konflikte lassen sich da nicht immer vermeiden. Wir haben den Betroffenen die informative Basis gegeben, um den eingeschlagenen Weg nachvollziehen zu können und ihm auch zu folgen. Führungsaufgaben, Krisenstabs- und Projektsitzungen, Verpflichtungen – auch zu Randzeiten: Wie schaffen Sie es, «den Kopf freizubekommen»? Guido Speck: Es sind vor allen Dingen die kleinen Freuden, die mir neue Energie geben. Positive Rückmeldungen von der Ärzteschaft und von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Beispiel, besonders in der Pandemie. Auch die vertrauensvolle, konstruktive Zusammenarbeit mit dem Krisenstab und dem Verwaltungsrat in dieser angespannten Lage gibt mir viel Kraft und Bestätigung. Mir bereitet mein Beruf viel Freude und Zufriedenheit. Ich bin sehr eng mit der Lindenhofgruppe verbunden, und das Wohlergehen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der gesamten Unternehmung ist mir ein grosses Anliegen. Das bedeutet mir sehr viel und ich engagiere mich dafür gerne zu hundert Prozent. Die wenig verbleibende Zeit verbringe ich gerne und intensiv im familiären Umfeld. Bei sportlichen Aktivitäten kann ich sehr gut abschalten. Nach zwei Jahren als Verwaltungsratspräsident der Spitalgruppe: Hat das vergangene Jahr Ihre Bindung zur Lindenhofgruppe gestärkt? Hannes Wittwer: Meine Identifikation mit der Lindenhofgruppe ist von Beginn an dagewesen. Sie ist für mich immer eine faszinierende Spitalgruppe gewesen, schon vor meiner Zeit als Präsident des Verwaltungsrats. Ich habe noch nie an einem Ort mitgearbeitet, bei dem ich derart viele positive Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten erhalten habe. Ihre Reputation ist eine der Stärken der Lindenhofgruppe. Hier sind Geschäftsleitung und Verwaltungsrat gefordert: Wir müssen dazu Sorge tragen und unseren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit geben, diesen Ruf weiter auszubauen. Was wünschen Sie der Lindenhofgruppe für das Jahr 2021? Hannes Wittwer: Weiterhin so viele zufriedene Patientinnen und Patienten. Das ist das höchste Gut. Den Mitarbei- tenden und den Ärztinnen und Ärzten wünsche ich Gesundheit und den Mut zu den richtigen Entscheiden. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verwaltungsratspräsident und CEO

12 Jahresrückblick 2020 – Das Jahr 2020 hatte viele Höhepunkte. Einige davon waren sehr erfreulich, andere weniger. Das starke Miteinander und das beherzte Handeln aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jedoch immer wesentlich dazu beigetragen, dass wir diese Herausforderungen mit Erfolg meistern konnten. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Eckpunkte des Jahres. Die Corona-Pandemie Die Corona-Pandemie hat das Jahr 2020 geprägt. Gemeinsam haben wir diese Krise gut gemeistert. Spuren hinterliess die Corona-Pandemie auch in betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Belastungen mit sich gebracht – für Covid-19-Betroffene, für anderweitig erkrankte Patientinnen und Patienten, für Nahestehende, Ärztinnen, Ärzte und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lindenhofgruppe. Die Schutzmassnahmen von Bund und Kanton verlangten phasenweise die Reduktion der Geschäftstätigkeit auf Notfälle und absolut dringliche Eingriffe. Zusammenfassend lässt sich sagen: 2020 war ein schwieriges Jahr Trotz Pandemie-bedingter grösserer Umsatzeinbussen kann die Lindenhofgruppe, Covid-A-Spital im Kanton Bern, für das Geschäftsjahr 2020 ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren. Dieses Resultat wurde unter anderem auch dank der, durch den Kanton Bern zugesagten, Covid-19-Entschädigungen möglich. Jeweils zu aktueller Lage und nach den MassnahmenEntscheiden von Bundesrat, Kanton und BAG tagte der Krisenstab der Lindenhofgruppe. Das Gremium stimmte über die daraus resultierenden internen Entscheide ab und gleiste ihre Umsetzung auf. Eine Neuheit ergänzt die regelmässigen, schriftlichen Corona-Kommunikationen: persönliche Video-Botschaften von CEO Guido Speck. Entschlossen informierte er periodisch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser schwierigen Lage über das aktuelle Geschehen in der Lindenhofgruppe. Die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stand bei allen Entscheidungen immer vor den wirtschaftlichen Interessen. Trotz der angespannten Gesamtsituation hielt das geknüpfte Band aus Zusammenhalt und gegenseitigem Vertrauen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter verdiente sich hier höchste Anerkennung. Miteinander. Füreinander. Merci! Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO Ein bewegtes und bewegendes Jahr

13 Mit A-Status in die Zukunft: die Weiterbildungsklinik der Medizinischen Klinik der Lindenhofgruppe Mit dem Zusammenschluss der Allgemeinen Inneren Medizin, ihrer Subspezialisierungen sowie aller darin arbeitenden Ärztinnen und Ärzte im Beleg- und Spitalarztsystem nimmt unsere Medizinische Klinik schweizweit eine Sonderstellung ein. Die Weiterbildungsklinik bestätigt ihren A-Status gegenüber dem Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF), den sie standortübergreifend weiter ausbauen konnte. Seit 1. Juli 2020 steuert ein interdisziplinäres Leitungsteam die gesamte Einheit mit jährlich rund 4000 stationären, 3000 ambulanten sowie 1000 mitbetreuten Patientinnen und Patienten. Dieses Team setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern beider ärztlichen Systeme, der Pflege und einem Mitglied der Geschäftsleitung der Lindenhofgruppe zusammen. Ein starkes Zeichen für das Miteinander unserer drei Spitäler. Und ein Meilenstein für die Standort- und Leistungsangebotsentwicklung der Lindenhofgruppe. Eines der Kernelemente der Medizinischen Klinik ist die anerkannte ärztliche Weiterbildungsklinik mit A-Status. Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung erhalten hier einen vielfältigen Einblick in Spezialgebiete, Arztsysteme und lernen unsere Standorte kennen. Mit der Neuorga- nisation der Inneren Medizin haben wir für den Fort- bestand der Weiterbildungsklinik gesorgt. Das Weiter- bildungskonzept wurde entsprechend angepasst. Die Auditierung erfolgte im Oktober. Damit profitieren junge Medizinerinnen und Mediziner auch weiterhin von der hervorragenden Weiter- und Fortbildung im gesamten Spektrum der Allgemeinen Inneren Medizin. Die Aufrechterhaltung der Anerkennung als Weiterbildungs- stätte mit A-Status durch das SIWF ist ein Team-Erfolg mit grosser Bedeutung für die Lindenhofgruppe. Allen beteiligten Ärztinnen, Ärzten, der Ärzteschaft, der gesamten Pflegeorganisation, dem Vorstand Verein Ärztekollegium und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nochmals ein grosses Dankeschön für ihre starke Unterstützung bei diesem Projekt. Neue Organisation: Notfall Sonnenhof Mit der Neuorganisation des Notfalls Sonnenhof steht der Berner Bevölkerung nun ein weiterentwickeltes Leistungsangebot zur Verfügung. Eine neue Walk-In-Praxis im Notfall Sonnenhof ergänzt das spezialisierte Notfall-Angebot für den Bewegungsapparat. Damit deckt der Notfall Sonnenhof das spezialisierte orthopädischtraumatologische Leistungsspektrum, die Notfall- Kleinchirurgie und die allgemein-medizinische Notfallversorgung ab. Zertifizierung erhalten: Onkologiezentrum Bern erhält das Gütesiegel der DKG 2020 haben das Onkologiezentrum Bern und die angeschlossenen Organzentren die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) erhalten. Dazu zählen das Brustzentrum Bern, das Prostatazentrum Bern, das Gynäko-Onkologiezentrum Bern und das Darmzentrum Bern sowie die Schwerpunkte Hämato-Onkologie und Harnblase. Damit ist das Onkologiezentrum Bern eines von nur acht DKG-zertifizierten Krebszentren der Schweiz. Es erfüllt die fachlichen Anforderungen für die Behandlung einer Tumorerkrankung und verfügt über ein etabliertes Qualitätsmanagement-System. Die Zertifizierung untermauert den Anspruch und die Kompetenz der Lindenhofgruppe im Bereich Onkologie. Das Onkologiezentrum Bern bündelt hoch spezialisiertes Wissen und ärztliche wie auch pflegerische Kompetenz auf einzigartige Weise. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Spezialistinnen und Spezialisten bieten wir Krebspatientinnen und -patienten eine individuelle, ganz auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Betreuung. Strategie und Positionierung Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO

14 Erfolgreiches Aufrechterhaltungsaudit: ISO 9001:2015 Seit Juli 2019 ist die Lindenhofgruppe nach ISO 9001:2015 zertifiziert. Im Juni 2020 fand ein externes Audit zur Aufrechterhaltung der ISO-Zertifizierung statt. Die Lindenhofgruppe hat es nicht nur erfolgreich bestanden. Die externen Auditoren sprachen uns überdies ihre Anerkennung für die geleisteten Fortschritte im vergangenen Jahr aus. Das erfolgreich abgeschlossene Aufrechterhaltungs- Audit ist eine wichtige Standortbestimmung der Ist-Situation innerhalb der Lindenhofgruppe. Der kritische Blick von aussen ermöglicht es uns, unsere Arbeit wie auch unsere Abläufe kontinuierlich zu verbessern, aber auch, um substanzielle Veränderungen voranzutreiben. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Linden- hofgruppe haben die Vorteile des Integrierten- Management-Systems entdeckt und setzen es vermehrt als Hilfsmittel bei ihrer täglichen Arbeit ein. Dabei erweist es sich als geeignetes Instrument für die Beurteilung und Nachvollziehbarkeit der Prozesse. Neues Vorgehen bei der Messung der Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten 2019 erhielt die Lindenhofgruppe erneut gute Noten von Patientinnen und Patienten. Wie jedes Jahr befragte die Lindenhofgruppe dazu mehr als 20’000 Patientinnen und Patienten zu ihrer Zufriedenheit. Die Antworten dazu werden anonymisiert eingeholt. Patientinnen und Patienten können für die Beurteilung neu auch ihr Smartphone nutzen, was den Prozess stark beschleunigt. Dabei haben sie auch das Recht, ihre Anonymität bewusst aufzuheben. So kann sich die Lindenhofgruppe innert kürzester Frist persönlich um die eingegebenen Anliegen kümmern. Mit rund 40% Rücklauf liegt die Lindenhofgruppe bei dieser Befragung über dem Branchen-Durchschnitt. Der Qualitätsbericht 2019 – im Fokus: die Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten Der Qualitätsbericht der Lindenhofgruppe entsteht jährlich auf freiwilliger Basis. Er informiert Gesundheitsorganisationen, Fachleute der Gesundheitsbranche und die Berner Bevölkerung über die vielseitigen Aktivitäten und die laufenden Qualitätsverbesserungen innerhalb der Lindenhofgruppe. Damit macht er unser ausserordentliches Engagement als medizinische Qualitätsführerin transparent und verständlich. Interviews und abwechslungsreiche Gestaltungselemente formen den Qualitätsbericht 2019 zu einer informativen und attraktiven Lektüre. Qualitätsentwicklung und -sicherung Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO

15 Miteinander forschen: Campus SLB unterstützt die Forschungsarbeit des Onkologiezentrums Bern Der Forschungscampus der Stiftung Lindenhof Bern (Campus SLB) unterstützt die Lindenhofgruppe in den Bereichen Wissenschaft und Forschung. Durch Kollaborationsprojekte fördert der Campus SLB zudem die Vernetzung von privaten und öffentlichen Institutionen sowie verschiedenen Stakeholdern. Ein nachhaltiger Gewinn für den Forschungsstandort Bern, die Zukunft der medizinischen Versorgung – und auch für Patientinnen und Patienten. Seit 2018 übernimmt der Campus SLB im Bereich Lehre und Forschung eine Forschung und Entwicklung Personelles Dr. med. Armin Thöni: 25 Jahre Engagement für die Lindenhofgruppe In den letzten 25 Jahren als ärztlicher Leiter unserer Radio-Onkologie engagierte sich Dr. med. Armin Thöni in verschiedenen Funktionen für die Weiterentwicklung des Lindenhofspitals und der Lindenhofgruppe. Unter seiner Leitung hat sich die Radio-Onkologie der Lindenhofgruppe sehr gezielt weiterentwickelt, und es gelang ihm eindrücklich, die Übergänge zwischen den verschiedenen Entwicklungsphasen der Radio-Onkologie sicherzustellen. Dr. med. Armin Thöni legte grossen Wert auf die Erkennung von zukünftigen Entwicklungen, um so die Radio-Onkologie der Lindenhofgruppe in einem sehr dynamischen Umfeld erfolgreich zu positionieren. Mit seiner umsichtigen und wertschätzenden Führung gelang es ihm ausgezeichnet, die verschiedenen Teams seiner Abteilung interdisziplinär und interprofessionell auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Auch wenn Dr. Armin Thöni per Ende September 2020 in den Ruhestand getreten ist, wird er auch zukünftig die Weiterentwicklung unseres Onkologiezentrums Bern als ärztlicher Leiter unterstützen. Neue ärztliche Leiterin der Radio-Onkologie ist Frau Dr. med. Ruth Gräter. Sie hat die Aufgaben von Herrn Armin Thöni übergangslos übernommen. Wir wünschen Frau Dr. Gräter für die Zukunft viel Erfolg. Raul Gutierrez: neuer Leiter Human Resources Management Herr Raul Gutierrez konnte für die Position als Leiter Human Resources Management und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der Lindenhofgruppe gewonnen werden. Herr Gutierrez nahm seine Tätigkeit im August 2020 auf und bringt langjährige strategische und operative Erfahrungen aus dem HR-Management ein. In seiner Funktion wird Herr Gutierrez unter anderem die Digitalisierung des HR-Managements der Lindenhofgruppe ausbauen. wichtige Rolle. Im Jahr 2020 hat er das Studien- management des Onkologiezentrums Bern als offizieller Kollaborationspartner übernommen. Von den zertifizierten Zentren wird verlangt, dass sie Forschungsaktivitäten durchführen und einen ent- sprechenden Nachweis erbringen. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO

16 Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO Digitale Alternative: Lernende der Lindenhofgruppe helfen bei der Berufswahl Berufe erleben ist das Motto der Berner Ausbildungsmesse BAM. Corona-bedingt blieben im Jahr 2020 die Pforten der BERNEXPO geschlossen. Deshalb entwickelte die Lindenhofgruppe eine digitale Alter- native. Auf Instagram, Facebook und YouTube stellten Lernende aus unterschiedlichen Lehrjahren ihre Berufe vor. Mit kurzen Statements, Steckbriefen und Videos machten sie erlebbar, warum sie sich für ihre Ausbildung bei der Lindenhofgruppe entschieden haben. Herzlichen Dank für den Mut, Erfahrungen vor der Kamera zu teilen. Digital Starker Auftritt: ein Jahr Social Media Ein Jahr ist die Lindenhofgruppe nun in den sozialen Medien präsent. Je nach Inhalt und Zielgruppe nutzen wir Facebook, Instagram, LinkedIn, Twitter oder YouTube, um aktuelle Themen zu platzieren. Die wachsenden Zugriffszahlen auf den Kanälen bestätigen das Interesse von Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern, Ärztinnen, Ärzten und der Berner Bevölkerung an den redaktionell und bildlich gelieferten Inhalten rund um die Linden- hofgruppe. Online

17 Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Jahresrückblick des CEO Kraftvoll für ein sensibles Thema: Movember bringt Männergesundheit zur Sprache Prostata- und Hodenkrebs sind keine leichten Gesprächsthemen – besonders nicht für Männer. Die Lindenhofgruppe lancierte deshalb erstmals eine Prostata- und Hodenkrebs-Kampagne. Ziel der Aufklärungskampagne ist es – analog dem BrustkrebsMonat Oktober für Frauen –, auf männertypische Krankheitsbilder aufmerksam zu machen und Männer für die entsprechende Gesundheits-Prävention zu sensibilisieren. Eine Kampagne, die mit einem Augenzwinkern Mut macht, über das Tabu-Thema zu sprechen und Präventionsangebote zu nutzen. Bestens gerüstet: neue Linearbeschleuniger in der Radio-Onkologie Mit der Investition in einen neuen Linearbeschleuniger und der Aufrüstung eines vorhandenen Beschleunigers gewährleistet die Radio-Onkologie der Lindenhof- gruppe, dass immer mindestens zwei identische Linear- beschleuniger einsatzbereit sind – für optimale Therapiemöglichkeiten für Patientinnen und Patienten. So ist die Radio-Onkologie der Lindenhofgruppe bestens für die Zukunft gerüstet. Miteinander nachhaltig: neue Ideen für eine gemeinsame Zukunft Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für die Lindenhofgruppe. Aus dem Innovationsmanagement entstanden, hat die Arbeitsgruppe «Miteinander nachhaltig» bereits viele Projekte realisiert. Einige Beispiele sind das Kunststoff-Recycling in Operationssälen und in der Pflege, Reduktion Einweg-Plastik in der Hotellerie/Gastronomie und der erste eigene Honig von den Bienen der Lindenhofgruppe. Finale: Julia Krebs bei den Schweizer Berufsmeisterschaften Über digitale Unterstützung konnte sich auch Julia Krebs freuen. Sie belegte, nach dem erfolgreichen Einzug ins Finale, bei den Schweizer Berufsmeisterschaften der Fachfrauen und -männer Gesundheit einen hervorragenden vierten Platz. Da aufgrund der Covid-19-Schutzmassnahmen niemand vor Ort sein konnte, begleiteten wir sie über die Social-Media-Kanäle der Lindenhofgruppe. Damit standen zum zweiten Mal in Folge Lernende der Lindenhofgruppe im Finale der Schweizer Berufs- meisterschaften. Herzlichen Dank an Julia Krebs für ihren Mut, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und an alle, die dem Nachwuchs einen erfolgreichen Berufseinstieg ermöglichen. Neue Publikation der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik Dr. oec. Willy Oggier ist ein gesuchter Gesprächspartner, wenn es um das Gesundheitswesen geht. In seiner neuen Publikation stellt er neue Erkenntnisse zur Rolle der privaten und gemeinnützigen Spitäler vor. Die Lindenhofgruppe und ihre Geschichte bilden einen zentralen Teil der Veröffentlichung. 25 Jahre Pflegepool der Lindenhofgruppe Der Pflegepool der Lindenhofgruppe hat sich zu einem modernen und für beide Seiten attraktiven ArbeitszeitModell entwickelt. Fachpersonen, die im Pool organisiert sind, sind in den betrieblichen Alltag eingebunden, nehmen an den Entwicklungen der Lindenhofgruppe teil und verlieren ihre praktischen Fähigkeiten nicht. Auch dadurch wird eine hohe pflegerische Qualität, für die die Lindenhofgruppe bekannt ist, konstant gewährleistet. 2020 feierte der Pflegepool sein 25-Jahr-Jubiläum. Die Lindenhofgruppe ist eines der wenigen Spitäler in der Schweiz, die mit dieser Organisationsform flexible Arbeitsmodelle erfolgreich unterstützen. Verschiedenes

18 Dr. med. Remo Koller, Präsident Verein Ärztekollegium Welche Themen haben die Ärzteschaft der Lindenhofgruppe in diesem Jahr bewegt? Remo Koller: Sicher war die Pandemie ein grosses Thema. Corona hat auch die Ärztinnen und Ärzte getroffen – als selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch persönlich und familiär. Nach wie vor beschäftigt uns auch die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen der im Verein organisierten Ärzteschaft und den Institutionen der Lindenhofgruppe. Wir arbeiten stark daran, uns auf Augenhöhe zu finden. Dabei suchen wir partnerschaft- «Corona hat auch die Ärztinnen und Ärzte getroffen.» Das Jahr 2020 war ein anspruchsvolles Jahr. Es hat viele Herausforderungen mit sich gebracht. Ein Gespräch mit Dr. med. Stephanie E. Gasser, FMH Radiologie, und Dr. med. Remo Koller, FMH Anästhesiologie, D.E.S.A., über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Entwicklung der Weiterbildungskliniken innerhalb der Lindenhofgruppe. liche Gespräche und weniger einen Top-Down-Ansatz – auch wenn wir verstehen, dass Top-Down-Konzepte die Führung vereinfachen. Aufmerksam verfolgt haben wir auch die extremen Einschnitte durch den Regulator. Hier müssen wir immer wieder reagieren. Deshalb beschäftigt uns das auch entsprechend. Hat sich die Pandemie auf die Organisation und die Patientinnen und Patienten in der Campus-Radiologie ausgewirkt? Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

19 Dr. med. Stephanie E. Gasser, Vorstandsmitglied Verein Ärztekollegium Stephanie E. Gasser: Die Campus-Radiologie Bern ist sehr eng mit dem Lindenhofspital verbunden. Wir behandeln sowohl die ambulanten wie auch die stationären Patientinnen und Patienten des Lindenhofspitals. Auch bei uns hat die Pandemie Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Ärztinnen und Ärzte auf verschiedenen Ebenen getroffen. Aus meiner Sicht haben wir im Team einen gangbaren Weg gefunden, vor allem auch für unsere Patientinnen, Patienten und die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte. Dabei gilt und galt es hier verschiedene Blickwinkel zu bedenken: Zum einen hat man die Bevölkerung gebeten, so selten wie möglich das Haus zu verlassen und sich dem Corona-Virus auszusetzen. Andererseits haben viele Menschen wirklich gesundheitliche Probleme gehabt. Um sich nicht zu infizieren, haben sie teilweise auf direkte ärztliche Hilfe oder medizinische Untersuchungen verzichtet. Im Nachhinein haben wir Fälle gesehen, bei denen klar wurde: Hier hätte man unver- züglich handeln müssen und nicht zwei Monate zuwarten. Hier haben wir uns weiterentwickelt und kommen besser mit der Gesamtsituation zurecht. Teile unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren als Risikopatienten eingestuft und haben von daheim aus gearbeitet. Bestimmte Arbeiten sind gut im Home-Office zu bewältigen. Andererseits war es zeitweise schwierig, genügend Mitarbeitende vor Ort zu haben. Menschen möchten von Menschen behandelt werden. Aber alles in allem kann ich sagen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben auch in dieser besonderen Lage mit Bravour gemeistert haben. Hatte die aussergewöhnliche Situation Auswirkungen auf die Zusammenarbeit, interdisziplinär und innerhalb der Ärzteschaft sowie auf Ihre Aufgaben als Präsident des Ärztevereins? Remo Koller: Einige mussten sich mehr engagieren, andere sich eher zurückziehen. Zu Beginn waren alle sehr verständnisvoll. Relativ schnell sind dann aber Diskussionen aufgekommen. Teile der Ärzteschaft bekamen wirtschaftliche Existenzängste, andere waren um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Familien besorgt. Das hat sich mit der Zeit eingependelt. Neue Spannungen kamen während des zweiten Shut-Downs auf, vor allem zwischen den einzelnen Fachdisziplinen. Einige Ärztinnen und Ärzte durften operieren, andere wiederum nicht. «Menschen möchten von Menschen behandelt werden.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

20 Jede Operation erforderte eine Begründung. Das beschäftigt uns teilweise noch heute. Ich kann hier nicht von einem «neuen Zusammenschluss» in der Ärzteschaft sprechen. Auf meine Rolle als Präsident des Ärztevereins hat sich die Corona-Pandemie nicht ausgewirkt. Das hat auf den ganzen Vorstand abgestrahlt, da wir alles gemeinsam im Vorstand behandeln. Der Vorstand wollte sich mehr einbringen, hat aber nicht immer das erhoffte Gehör gefunden. Wie haben Sie das Krisenmanagement innerhalb der Lindenhofgruppe erlebt? Stephanie E. Gasser: Die Lindenhofgruppe hat schnell einen Krisenstab aufgebaut und zeitnah kommuniziert. Ich persönlich kann diese Frage nur aus Sicht der Radiologie beantworten: Die Konzepte für die tägliche Praxis in der Radiologie mit Covid-19 haben wir Belegärztinnen und -ärzte intern und gemeinsam mit den Mitarbei- terinnen und Mitarbeitern der Radiologie entwickelt. Für den Krisenstab der Lindenhofgruppe ist es nur schwer möglich, eigene Schutz- und Arbeitskonzepte für alle Fachbereiche zu entwickeln. Der Fokus lag auf den Notfallstationen und den mit Covid-19 Infizierten sowie auf deren Behandlung und Pflege. Das forderte von der Abteilung viel Eigeninitiative. Dieser Entwicklungsprozess lief nicht immer reibungsfrei ab, konnte aber zusammen mit dem Krisenstab in eine konstruktive Richtung gelenkt werden. Das Krisenmanagement insgesamt kann ich nicht beurteilen. Wir waren stark mit uns selbst beschäftigt und mein Fokus lag auf der Radiologie. Wir haben viel in das mentale Setting der ärztlichen und nicht ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiert. So konnten sich alle darauf einstellen, an der Front zu arbeiten. Viele Mitarbeitende ausserhalb der Radiologie haben zu Beginn nicht wahrgenommen, dass neben dem Notfall und der Intensivpflege-Station auch die Mitarbeitenden der Radiologie ganz vorne an der Front arbeiten. Denn die Patientinnen und Patienten – ob infiziert oder mit Covid-Verdacht – beziehen mehrmals täglich radiologische Dienstleistungen. Dieser direkte Kontakt bedeutet auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein erhöhtes Infektionsrisiko. In Bezug auf Schutzmaterialien und -massnahmen sind wir deshalb beharrlich geblieben. Damit sind wir beim Krisenstab auf offene Ohren gestossen. Den Krisenstab als Ganzes kann ich nicht beurteilen. Das wäre vermessen. Wie wichtig ist das Onkologiezentrum Bern für die Positionierung der Spitalgruppe? Stephanie E. Gasser: Die Onkologie ist in der Lindenhofgruppe seit Jahrzehnten mit einem breiten Angebot und verschiedenen Fachdisziplinen verankert. Deswegen sehe ich die Positionierung dieses Leistungsschwerpunkts als Zusammenfassung von Entwicklungen, die seit Jahren laufen. Mit dem Onkologiezentrum Bern bündelt man dieses Fachwissen nun gezielter. Die Zertifizierung objektiviert die dargebotene Qualität. Das Zentrum ist eine Plattform für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das ist eine Stärke. Aber das bedeutet auch, sich kritischen Fragen von Kolleginnen und Kollegen zu stellen. Das gilt vor allem für Einzelkämpferinnen und -kämpfer. Austausch fördert die Qualität. Ich finde die Entwicklung zum Onkologiezentrum gut. Wichtig ist jetzt, dass wir es auch mit Inhalt füllen. Da sind die Ärztinnen und Ärzte gefordert. Für uns ist es zusätzlicher Aufwand, die entsprechenden Inhalte zu den M-und-M-Konferenzen und den Tumorboards zu bearbeiten und aufzuarbeiten. Das braucht Ressourcen seitens der Ärztinnen und Ärzte, und ich wünsche mir, dass dies von den Zuständigen der Lindenhofgruppe etwas mehr wahrgenommen wird. Das Onkologiezentrum Bern setzt auf intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es bündelt das gesamte ärztliche und pflegerische Fachwissen an einem einzigen Ort – zum Wohl der Patientinnen und Patienten. «Austausch fördert die Qualität.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

21 Können Sie etwas zur Wahrnehmung des Onkologiezentrums Bern auch ausserhalb der Lindenhofgruppe sagen? Stephanie E. Gasser: Zuweisende Ärztinnen und Ärzte halten das Onkologiezentrum Bern grundsätzlich für eine gute Sache. Die Zuweisungen finden aus meiner Sicht vor allem aufgrund persönlicher Beziehungen statt. Was der Nutzen und Hintergründe des zertifizierten Onkologiezentrums sind, müssten wir ausserhalb der Lindenhofgruppe noch besser kommunizieren und erklären. Welche Rolle haben der Vorstand und Sie als Präsident des Vereins Ärztekollegium beim Projekt Medizinische Klinik eingenommen? Remo Koller: Die Medizinische Klinik war ein langes, brodelndes, in der ärztlichen Zusammenarbeit letztlich auch ein hybrides Projekt. Es betrifft eine sehr grosse Gruppe belegärztlicher Medizinerinnen und Mediziner. Aber auch angestellte Ärztinnen und Ärzte, die bereits vor der Fusion zur Lindenhofgruppe angestellt waren. Es spielen hier viele Faktoren mit. Sie sind zum Teil auch historisch bedingt. Der Vorstand hat die Entwicklungen zur Medizinischen Klinik sehr unterstützt und auch kommuniziert. Dazu haben wir vereinsintern mit Ärztinnen und Ärzten beider Systeme Diskussionen geführt. Wir haben versucht, die Notwendigkeit und den Nutzen der Medizinischen Klinik aus anderen Blickwinkeln zu beleuchten. Im Grunde haben wir die Rolle eines Mediators übernommen. Es hat sicher zum Erfolg beigetragen, dass der Verein Ärztekollegium sich zu dem Projekt Medizinische Klinik bekannt und das Projekt unterstützt hat. Warum hat sich die Ärzteschaft für die A-Weiterbildungsklinik der Medizinischen Klinik eingesetzt? Stephanie E. Gasser: Die Entwicklung zur A-Status-Weiterbildungsklinik begrüsse ich sehr. Das gibt auch den Hybrid-Modellen zusätzlichen Schub. Die Fachgruppe Innere Medizin hat zum Beispiel gemeinsame Dienstpläne. Sie setzt sich aus angestellten und belegärztlich tätigen Ärztinnen und Ärzten zusammen. Auch hier gibt es viele verschiedene Perspektiven und Einstellungen. Das ist ein fortlaufender Findungsprozess. Per heute kann man sicher sagen, dass wir den optimalen Mix innerhalb der hybriden Modelle noch nicht gefunden haben. Hier müssen wir das Profil noch weiter schärfen und Involvierte besser einbinden. Auch im Hinblick auf die laufenden Prozesse. Da ist es sehr gut und wichtig, dass einer der Chefärzte der Medizinischen Klinik, Prof. Dr. med. Markus Mohaupt, im Vorstand des Vereins Ärztekollegium ist. Wir haben einen sehr guten Austausch mit ihm. Er bringt viel Optimismus und Power für die Lösungen der Zukunft ein. Man kann sagen: Wir sind auf dem Weg. Remo Koller: Ja, das ist so. Die Medizinische Klinik war länger kein brisantes Thema mehr bei unseren Sitzungen. Themen kommen nur noch, wenn es heikle Aspekte zu behandeln gibt. Das war jetzt länger nicht der Fall. Wir müssen verstehen, dass es nicht «das» Hybrid-System gibt. Man kann es nicht einmal entwickeln und dann über alle Fachgebiete ausrollen. Jedes Fachgebiet hat seine Eigenarten, Besonderheiten und Abläufe. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir ein erfolgreiches, nachhaltiges Modell entwickeln wollen. Diese Prozesse sind innerhalb der Lindenhofgruppe und der Ärzteschaft nicht abgeschlossen. Frau Gasser sagte es bereits: Wir sind auf dem Weg. Wie sehen Sie die generelle Entwicklung der Weiterbildungskliniken innerhalb der Lindenhofgruppe? Stephanie E. Gasser: Ich kann, als Beispiel, aus Sicht der Radiologie antworten: Als relativ grosse Radiologie beteiligen wir uns an einer Hausarztausbildung und bieten Hospitationen an für angehende Hausärztinnen und -ärzte im Ultraschall. Das ist etwas Kleines, aber die Stelle ist sehr begehrt. Der Notfall Lindenhofspital hat «Wir sind auf dem Weg.» «Wir müssen verstehen, dass es nicht «das» HybridSystem gibt.» Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

22 dieses Modell gemeinsam mit der Stiftung Lindenhof erarbeitet, die sie auch finanziert. Zu zwei Dritteln begleitet der Notfall die Stelle und zu einem Drittel wir. Auch den Gedanken einer Ausbildungsstätte für Fachärztinnen und -ärzte Radiologie haben wir intern diskutiert. Dann jedoch müssten wir noch Radiologinnen oder Radiologen anstellen, um Kapazität für die Ausbildung zu haben. Da kommt das Kostenthema ins Spiel, denn sowohl die Assistenzärztinnen und -ärzte wie auch die neuen Angestellten verursachen Kosten. Remo Koller: Die Regulatoren fordern, dass weitere Weiterbildungskliniken entstehen. Losgelöst davon, ist die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte eine gute Sache. Es hält einen jung auf einem höheren Niveau. Denn ich bin ständig gefordert, werde aber auch gefördert. Das ist wertvoll und gut – für die Qualität, aber auch für die eigene Weiterentwicklung. Ein weiterer Punkt ist, dass man sich als ausbildender Arzt ein neues Netzwerk erschafft. Daraus können später Zuweisungen oder neue Belegärztinnen und -ärzte entstehen. Entweder, weil die jungen Ärztinnen und Ärzte das Modell kennengelernt haben, weil sie interessiert sind oder weil die weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte für die eigene Praxis eine Nachfolgeregelung suchen. Ungelöst oder nicht klar geregelt sind aber die Kosten für die Ausbildung des Nachwuchses. Hier landen wir im Gesundheitswesen immer wieder. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei belegärztlich tätigen Ärztinnen und Ärzten um selbstständige Unterneh- merinnen und Unternehmer handelt. Sie haben Aufwände und investieren eigene Zeit, also Geld, in diese Ausbildungen. Von dem Nutzen profitieren danach viele: der Staat, der Kanton, das Spital und weitere. Hier gibt es in Zukunft sicher noch Gesprächsbedarf. Auch die Politik sollte da Mut zu langfristigen Lösungen beweisen. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

23 Das Onkologiezentrum Bern bündelt das gesamte ärztliche und pflegerische Wissen an einem Ort. Damit bildet es nicht nur einen Schwerpunkt im Leistungsspektrum der Lindenhofgruppe. Es leistet auch einen gewichtigen Beitrag zur Krebsversorgung im Kanton Bern. Als zweites privates Onkologiezentrum in der Schweiz hat es im Jahr 2020 das Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft erhalten. Ein Gespräch mit Dr. med. Ruth Gräter, Fachärztin Radio-Onkologie im Lindenhofspital, und Yvonne Martinelli-Kühni, Leiterin Onkologiezentrum Bern über den Prozess und den Mehrwert der Zertifizierung. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Onkologiezentrum Bern «Man muss Mut haben, grösser zu denken.»

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