29 Hat die Zertifizierung Auswirkungen auf die Zuweisung von Ärztinnen und Ärzten? Yvonne Martinelli-Kühni: Die Verbindungen von unseren Belegärztinnen und -ärzten zu Zuweisenden sind längst vorhanden. Aber es ist entscheidend, dass zuweisende Ärztinnen und Ärzte erkennen, dass sie Zugriff auf ein hoch qualifiziertes, zertifiziertes Zentrum haben. Ein Zentrum, das auf enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit baut. Auch was das Onkologiezentrum Bern den Patientinnen und Patienten an begleitenden Angeboten während der gesamten Behandlung bietet, ist dabei ein wichtiger Punkt. Das könnte einen anderen Blick auf die Zusammenarbeit eröffnen oder auch erhöhte Zuweiserströme generieren. Wie wichtig ist es, den Krebsbetroffenen die Vorzüge der Zertifizierung zu vermitteln? Yvonne Martinelli-Kühni: Anfang 2020 haben wir Patientinnen und Patienten befragt, die in einem Organzentrum der Lindenhofgruppe behandelt wurden. Ihnen war zu dieser Zeit noch nicht bewusst, dass sie zum Beispiel im Prostatazentrum behandelt wurden. Auch, wenn der Urologe sie darüber informiert hatte, dass ihr Fall im Tumorboard mit weiteren Expertinnen und Experten besprochen wird. Wir müssen die Vorteile dieses Netzwerks für Patientinnen und Patienten noch bekannter machen. Das ist ein laufender Prozess. Ruth Gräter: Strukturelle, qualitative und prozessuale Vorgaben einer Zertifizierung sind gut und wichtig. Aber sie sind kein Punkt, mit dem wir uns von anderen Krebszentren abheben können. Zentrale Anliegen sind die hohe Fachkompetenz unserer Beschlüsse und die rasche Umsetzung der Therapie. Patientinnen und Patienten wünschen sich eine zeitnahe Behandlung in einer menschlich vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung. Und das mit der Sicherheit, dass die beteiligten Mitarbeitenden aller Berufsgruppen gemeinsam das Beste für die Betroffenen wollen. Das müssen unsere Patientinnen und Patienten erleben können! Yvonne Martinelli-Kühni: Die Behandlungsqualität in der Onkologie der Lindenhofgruppe war auch vor der Zertifizierung schon sehr hoch. Ohne die langjährig aufgebauten Kompetenzen hätten wir auch die Zertifizierung nicht in dieser kurzen Zeit erreichen können. Zudem ist das Brustzentrum ein seit Jahren, durch die EUSOMA zertifiziertes, etabliertes Zentrum, das beste Voraussetzungen für die DKG-Zertifizierung bot. Die Zertifizierung ist ein starker Treiber und ermöglicht grosse Entwicklungsschritte. Nachhaltiger Erfolg zeigt sich, wenn die Audits nicht mehr im Vordergrund stehen und die Abläufe selbstverständlich geworden sind. Nehmen Patientinnen und Patienten die Vorteile der Zertifizierung heute wahr? Yvonne Martinelli-Kühni: Das spiegelt sich in den positiven Rückmeldungen in unseren Umfragen wider, die organspezifisch durchgeführt werden. Die Zertifizierung gewährleistet, dass wir hohe Qualitätsansprüche nicht nur erfüllen, sondern sie auch weiterentwickeln, damit wir noch besser werden können. Daraus resultiert die bestmögliche Behandlung für Krebs- Betroffene in der gesamten Behandlungskette. Der Nutzen für Patientinnen und Patienten ist deshalb zentral. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Onkologiezentrum Bern «Die Zertifizierung ermöglicht grosse Entwicklungs- schritte.» Yvonne Martinelli-Kühni, Leiterin Onkologiezentrum Bern/ Datenmanagement Das Onkologiezentrum Bern und seine angeschlossenen spezifischen Organzentren sind nach den strengen Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft DKG zertifiziert. Die Zertifizierung nach DKG-Richtlinien stellt sicher, dass Krebsbetroffene, gemäss den aktuellsten medizinischen Behandlungsleitlinien, durch ein multidisziplinäres Team von Spezialistinnen und Spezialisten optimal versorgt werden. Auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Patienten und Patientinnen wird dabei ganz besonders geachtet.
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