47 Hubert Nötzli: Ich kann hier nur für mich sprechen. Es vermittelt mir ein gutes Gefühl, dass ich nicht nur Verbesserungsmöglichkeiten erkennen und nutzen kann, sondern durch eigene Entwicklung von Techniken und Implantaten innovativ tätig sein kann und – falls sinnvoll – diese Entwicklungen auch publiziere. Um was handelt es sich bei Ihrer Entwicklung? Hubert Nötzli: Einfach gesagt ist es ein System aus einem Einsatz, der anstelle einer Schraube in eine Osteosyn- theseplatte eingesetzt wird und diese mit einem Draht, der um den Knochen geführt wird, fixiert. Dieses Insert kann die Verwendung von Schrauben ersetzen. Es kommt bei Frakturen des Oberschenkelknochens mit inliegender Prothese vorwiegend bei älteren Menschen zum Einsatz. Oft ist hier um Prothesen zu wenig Knochen vorhanden, um Schrauben platzieren zu können. Das kann die Frakturversorgung sehr schwierig machen und wird eben durch diesen Einsatz erheblich erleichtert. Wann wurde dieses Produkt das letzte Mal in der Orthopädie Sonnenhof verwendet? Hubert Nötzli: Es wurde gestern von uns bei einem Eingriff eingesetzt. Beziehen Sie Patientinnen und Patienten aktiv in Forschungsprojekte ein? Hubert Nötzli: Ja und zwar mit klaren ethischen Grundsätzen. Einer der wichtigsten davon ist, dass Patientinnen und Patienten durch die Teilnahme an Forschungsprojekten keine Nachteile entstehen dürfen. Auch die korrekte und umfassende Aufklärung von Patientinnen und Patienten ist eine Vorgabe. Dabei erfahren die Teilnahmewilligen unter anderem, dass sie jederzeit und ohne Angabe von Gründen aus dem Projekt aussteigen können. Die entsprechenden Aufklärungen prüft die kantonale Ethik-Kommission. Dadurch stellt sie sicher, dass die ethischen Grundsätze eingehalten werden und alle Formulierungen allge- mein verständlich sind. Wie werden die Forschungsprojekte finanziert und wie finanziert sich der Campus SLB? Janine Antonov: Der Forschungscampus gehört zu 100% der Stiftung Lindenhof Bern. Wir finanzieren Projekte mit Bezug zur Lindenhofgruppe. Bei gewissen Projekten investieren die Ideengeber auch eigene Mittel oder be- antragen weitere Drittmittel bei anderen Stiftungen oder Partnern. Auch die Lindenhofgruppe unterstützt das Studien-Management und die Forschungsinfrastruktur. Macht es zufrieden, wenn man an Verbesserungen mitwirken kann? Durch meine tägliche Arbeit fallen mir Dinge auf, die «man» gerne anders hätte. Ich mache mir dann Gedanken zu möglichen Verbesserungen.» Ein aktuelles Beispiel für die Innovationskraft der Lindenhofgruppe liefert Prof. Dr. med. Hubert Nötzli. Seine Nötzli-Füsschen vereinfachen die Stabilisierung von Frakturen am Oberschenkelknochen um eine Hüftprothese. In Zusammenarbeit mit dem Campus SLB wird nun wissenschaftlich evaluiert, wie gut es Patientinnen und Patienten nach der Operation geht. Geschäftsbericht 2020 Lindenhofgruppe Forschung & Innovation
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