Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2021

bieten, die sich aus verschiedenen Komponenten zusam- mensetzt. Einige Beispiele sind hier die eigenen Weiter- bildungskliniken, hybride und flexible Arbeitsmodelle, IVHSM-Zuschläge oder das Forschungsangebot über die Campus SLB. Ilka Rüsges-Wolter: Die ärztliche Nachwuchsförderung ist bei der Lindenhofgruppe schon seit Jahren sehr präsent. Es mangelt uns nicht an Ideen und Möglichkeiten, um versierte Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen. Es ist sehr wichtig, zeitgemässe Möglichkeiten zu schaffen. Die junge Generation Ärztinnen und Ärzte hat klare Vorstellungen, was die Work-Life-Balance und damit auch das Arbeitsvolumen betrifft. Es ist ein vielschichtiges Thema, das mit neuen, flexiblen Arbeits- modellen angegangen werden muss. Auch bei der Ärzteschaft muss sich die Lindenhofgruppe auf diesen Wandel einstellen. Hier ist die Lindenhofgruppe noch nicht so gut vorbereitet. Dies ist ein enorm wichtiger Bereich, der unmittelbar mit den Kapazitäten und der guten Arbeits- und Wirkungsweise von Ärztinnen und Ärzten verknüpft ist. Ich bin überzeugt, dass neben attraktiven Anstellungsbedingungen auch innovative Arbeitsmodelle, alternative Entlohnungsansätze oder auch Rotations- modelle in der Aus- und Weiterbildung wichtige Ansätze sind, um qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen. Ein Ausblick in die Zukunft. Welche Themen und Entwick- lungen sehen Sie für die nächsten Jahre als zentral an? Remo Koller: Wir müssen den Pflegeberuf aktualisieren, indem die Fachgrundlagen wieder vermehrt in den Vordergrund der Ausbildung rücken und im Gegenzug viel rein akademisches Wissen aus dem Lehrstoff gestrichen wird. Der Eintritt in den Beruf soll nieder- schwellig sein, Freude bereiten und den Menschen ins Zentrum stellen. Der Pflegeberuf muss attraktiv sein, nicht nur wirtschaftlich oder monetär. Das ist wichtig, denn wir Ärztinnen und Ärzte können ohne professionelle Pflege nicht funktionieren. Alles hängt zusammen. Das müssen wir für die Zukunft verstehen und auch lösen. Ilka Rüsges-Wolter: Wir als Ärztinnen und Ärzte sollten nicht vergessen, dass sich unser Beruf um Menschen dreht. Wer sich entschieden hat, als Ärztin oder Arzt zu praktizieren, hat sich für die Arbeit mit Menschen ent- schieden. Dies bedeutet auch, dass wir Menschlichkeit in unserem Berufsalltag leben. Das ist wichtig und von zentraler Bedeutung für eine gute, vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung und «Sprit im Tank» für unser tägliches Tun. Durch immer strengere Auflagen des Gesund- heitssystems, ist die Gefahr des Ausbrennens gegeben. Zudem nehmen die bisherigen und künftigen Ent- wicklungen in der Schweiz und den Ländern um uns herum direkten Einfluss auf die Gesellschaft und damit auch auf die medizinische Entwicklung. Themen wie Flüchtlingsströme, Energieknappheit, Technologisierung, Klima-Erwärmung oder Mikro-Plastik – um nur eine kleine Auswahl zu nennen – sind Faktoren, die auf uns Menschen einwirken und Prozesse in Gang bringen. Es entstehen neue Krankheitsbilder und neue medizinische Herausforderungen. Komplexe Diagnosen nehmen zu – auch bei den jüngeren Patientinnen und Patienten. Wir werden den Umgang mit diesen neuen Entwicklungen lernen müssen – in gesellschaftlicher, humanitärer, medizinischer und in pflegerischer Hinsicht. 16 Geschäftsbericht 2021 Lindenhofgruppe Vorwort Verein Ärztekollegium

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