Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2021
«Das Miteinander hat sich sehr gut etabliert – im Denken wie im Handeln.» Sie, Herr Rothmund, vertreten die angestellten Ärztinnen und Ärzte und Sie, Frau Dingeldein, die Belegärztinnen und -ärzte. Welche Herausforderungen bringen diese hybriden Teams mit sich, welche Vorteile ergeben sich? Ralf Rothmund: Es ergeben sich vielschichtige Vorteile für alle Beteiligten. Wir haben Möglichkeiten, neue und anziehende Arbeitsmodelle – eine neue Art der Zusam- menarbeit – zu entwickeln. Dabei steht immer das Wohl unserer Patientinnen und eine hochstehende Qualität der Behandlungen im Vordergrund. Unterschiedliche Erfahrungen und Anforderungen werden offen diskutiert und führen zu neuen, zukunftsträchtigen Lösungen. Es ist ein Weg, der verschiedene Blickwinkel zusammen- führt und so etwas Neues erschafft. Irène Dingeldein: Es ist anspruchsvoll, aber auch berei- chernd, dass ich miterleben kann, wie sich etabliertes Denken und Handeln mit alternativen Sichtweisen vermischt. Wir versuchen, die Vorteile von Spital-Fach- ärztinnen und -ärzten mit jenen der selbstständigen Belegärztinnen und -ärzte zu vereinen – quasi das Beste aus beiden Welten. Wie klappt die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Beleg- und Spital-Fachärztinnen und -ärzten? Ralf Rothmund: Aus meiner Sicht hat sich das Miteinander sehr gut etabliert – im Denken wie im Handeln. Das ist im Arbeitsalltag kein Thema mehr: wir operieren gemeinsam, wir sind im gleichen Dienstsystem. Diese Entwicklungen habe ich von Beginn an miterlebt und mitentwickelt. Zu grossen Teilen hat hier ein Umdenken stattgefunden. Für unsere Spitalfachärztinnen und -ärzte ist es heute ganz normal, im hybriden Team zu- sammenzuarbeiten. Das empfinde ich als sehr positiv. Irène Dingeldein: Das kann ich auch aus Sicht der Beleg- ärztinnen und -ärzte bestätigen. In einigen Bereichen ist diese neue Normalität schon weiter fortgeschritten als in anderen – aber das ist normal. Wir arbeiten weiter daran, diese gemeinsame und hybride Zusammenarbeit zu fördern. Wie hat sich das Hybridmodell bislang für das Frauen- zentrum Bern bewährt und wie sieht dessen Weiter- entwicklung aus? Irène Dingeldein: Das laufende Umdenken in zukunfts- gerichtete Modelle markiert bereits einen wichtigen Schritt. Mit der entsprechenden Ausdauer werden wir gute Lösungen für jene Themen finden, in denen wir noch nicht den richtigen Konsens gefunden haben. Dabei liegt ein starker Fokus auf der Weiterentwicklung der Geburtshilfe. Ralf Rothmund: Richtig. Man darf nicht vergessen, dass unsere Spital-Fachärztinnen und -ärzte anderen gesetz- lichen Grundlagen unterstehen als Belegärztinnen und -ärzte. Deshalb müssen wir das Team der angestellten Ärztinnen und Ärzte weiter ausbauen. So erreichen wir auch in der Geburtshilfe eine bessere Abdeckung. Das ist ein permanenter Prozess. «Es braucht Zeit und Ausdauer, das System zu modernisieren.» Welche Rahmenbedingungen der täglichen Arbeit müs- sen geändert werden, damit ein starkes Miteinander entsteht? Irène Dingeldein: Es soll für alle Seiten eine Win-win-Situa- tion entstehen. Einerseits sollen unsere Patientinnen von den Vorzügen des Hybrid-Modells profitieren. Auf der anderen Seite entstehen vielfältige Vorteile für unsere Ärztinnen und Ärzte. Das müssen alle mit der Zeit rea- lisieren – auch jene, die dem Hybrid-Modell heute noch skeptisch gegenüberstehen. Ralf Rothmund: Es braucht Zeit und Beharrlichkeit, um das System zu etablieren und dabei zu modernisieren. Das geht auch mit der gesellschaftlichen Entwicklung ein- her. Heute steht die Work-Life-Balance im Vordergrund. Gute Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie ein gutes Spital-Setting gewinnen damit an Bedeutung. Belegärztinnen und -ärzte werden weiterhin eine Praxis mit einer hohen Behandlungsqualität führen – in einem neu definierten Rahmen. 30 Geschäftsbericht 2021 Lindenhofgruppe Frauenzentrum Bern
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