Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2021
Die verbesserten Behandlungsansätze und -techniken führen dazu, dass einfache Eingriffe häufiger ambulant durchgeführt werden. Im stationären Sektor verbleiben in Zukunft polymorbide Patientinnen und Patienten mit komplexen Eingriffen. Bei ihnen besteht ein erhöhter Überwachungs- und Behandlungsbedarf. Deshalb gewinnen die Intensivstationen und andere Abteilungen mit Überwachungsmöglichkeiten künftig an Bedeutung. Erika Sigrist: Nach komplexeren Eingriffen ist auch die Intensivstation häufiger gefordert. Seit 2012 verzeichnen wir eine konstante Zunahme von IPS-Leistungen. Die Corona-Pandemie hat hier nur bedingt Einfluss auf die Statistiken. Corona-bedingt fallen vor allen Dingen die erhöhte durchschnittliche Verweildauer sowie die starke Zunahme an ärztlichem und pflegerischem Betreuungs- aufwand auf. Wie hat sich die Intensivstation der Lindenhofgruppe in den letzten Jahren entwickelt? Jan Wiegand: Ich bin seit 2014 auf der Intensivstation im Lindenhofspital. Wir haben eine grosse Entwicklung durchgemacht. Die Anzahl Patientinnen und Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, hat sich in dieser Zeit fast verdoppelt. Aber auch die Patien- tinnen und Patienten haben sich gewandelt. Sie haben komplexere und oft mehrfache medizinische Probleme. Wir beobachten somit eine Zunahme des Schweregrads der Fälle in beinahe allen Bereichen. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, haben wir uns auch als interprofessionelles Team weiterent- wickelt. Wir haben unsere interne Organisation und die Schnittstellen mit allen Bereichen laufend verbessert. Erika Sigrist: Ich bin seit 2007 im Lindenhofspital und habe die Intensivstation noch im alten Bettenhochhaus erlebt. Damals hatten wir sechs Intensivbetten mit drei Pflege- fachpersonen pro Schicht. 2012 durften wir in den Neubau umziehen und betreiben heute zehn Intensivbetten mit sieben Beatmungsplätzen. Auf jeder Schicht arbeiten fünf Intensiv-Pflegefachpersonen. Ausserdem ist seit 2014 im Lindenhofspital rund um die Uhr eine erfahrene Intensivmedizinerin oder ein erfahrener Intensivmediziner vor Ort im Dienst. 2018 durften wir unsere Führungsstruktur an unseren interprofessionellen Alltag angleichen. Nun führen wir die IPS gemeinsam als Einheit – pflegerisch und ärztlich. Die Intensivstation ist ein wichtiger Baustein der Behandlungskette unserer Patientinnen und Patienten. Wir sind für viele Bereiche eine unverzichtbare Schnitt- stelle und setzen darum grossen Wert auf eine gute Vernetzung mit den einzelnen Fachgebieten. Jan Wiegand: Den Betrieb der Intensivstation stützen wir auf die Anforderungen in der Lindenhofgruppe ab und haben gute Unterstützung aus den übergeordneten Gremien. So war es auch möglich, die geplante Erwei- terung der Intensivstation von acht auf zehn zertifizierte Betten, inklusive der Umstellung auf neue Beatmungs- geräte, mitten in der Corona-Pandemie im Jahr 2020 umzusetzen. Können Sie erklären, warum komplexere Fälle tenden- ziell zugenommen haben? Jan Wiegand: Zum einen werden Menschen immer älter und leben zum Teil mit vielen chronischen Erkran- kungen. Zum anderen ermöglicht der Fortschritt der Medizin auch bei mehrfach vorerkrankten Patientinnen und Patienten komplexere und schwerere Eingriffe. 42 Geschäftsbericht 2021 Lindenhofgruppe Intensivstation
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