Geschäftsbericht der Lindenhofgruppe 2021

Erika Sigrist, diplomierte Expertin NDF Intensivpflege HF und Abteilungsleiterin Pflege Intensivstation Die Koordination zwischen Arzt und Pflege, nahtlose Übergänge und ein interdisziplinäres Miteinander sind wichtige Erfolgsfaktoren bei der Behandlung von Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die oft belastenden Situationen erfordern eine besondere Betreuung der Patientinnen und Patienten sowie der Nahestehenden. Das pflegerische IPS-Team umfasst 55 speziell ausgebildete IPS-Pflegefachpersonen inklusive unterstützender Mitarbeitender, die 2021 über 1000 Patientinnen und Patienten betreut haben. Die IPS im Lindenhof hat als eine der wenigen Schwei- zer Intensivstationen einen vollen Stellenplan. Was ist Ihr Erfolgsrezept? Erika Sigrist: Das ist das Ergebnis einer Kombination vieler Teile, die wir über die Jahre zusammengefügt haben: Transparenz in der Kommunikation, gemeinsame Werte, Teamgeist und das interprofessionelle Führungsmodell. Diese Komponenten sind für den guten Ruf der IPS Lin- denhofspital verantwortlich. Jan Wiegand und ich sind zwar verschiedene Per- sönlichkeiten, ergänzen uns aber. Eine gewinnbringende Mischung – für die Weiterentwicklung der Intensiv- station. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir ein Modell geschaffen haben, das auch in anderen Konstellationen funktioniert, wenn beide Führungspersonen respektvoll und offen miteinander umgehen. Die IPS-Mitarbeitenden fühlen sich als Mensch wahrgenommen und nehmen uns als Führungspersonen ernst – mit all unseren Macken und Fehlern. Jan Wiegand: Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwi- schen Pflege und Ärzteschaft setzt ein Zeichen und schafft positive Rahmenbedingungen. Vor ein paar Jahren lag die jährliche Mitarbeitenden-Fluktuation bei knapp 30 Prozent. Heute bewegen wir uns bei rund sechs Prozent. Mögliche Abgänge sind jeweils einkal- kuliert und werden entsprechend frühzeitig rekrutiert, damit keine Lücken entstehen. So können wir personelle Ausfälle kompensieren und die Zufriedenheit unserer Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter auf hohem Niveau halten. Durch unsere Angebote ausserhalb der IPS versu- chen wir aufzuzeigen, dass der Prozess Intensivmedizin bereits beim Spitaleintritt beginnt und erst lange nach der Intensivstation endet. Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns nicht abgrenzen, sondern fliessende Über- gänge schaffen – mit Fokus auf dem Wohl unserer Pa- tientinnen und Patienten. Dies trägt auch zu Akzeptanz der Intensivstation innerhalb der Lindenhofgruppe bei. Jan Wiegand: Das bedside teaching wird bei uns gelebt. Dabei können junge Ärztinnen und Ärzte das theoretisch Erlernte unter Supervision in der Praxis anwenden. So entstehen täglich pflegerische, ärztliche und interprofes- sionelle Weiterbildungssituationen direkt am Patientenbett. Die fortwährenden Weiterbildungen helfen uns, die eigenen Prozesse kritisch zu hinterfragen und ge- gebenenfalls anzupassen. Nur so können wir auf lange Sicht mit hoher pflegerischer und ärztlicher Qualität das Wohl unserer Patientinnen und Patienten sicherstellen. Ärztinnen, Ärzte wie auch Pflegende, die bei uns zur Weiterbildung waren, sind diejenigen, die unser Modell auch nach aussen tragen. Das ist quasi Mund-zu-Mund- Propaganda. «Wir müssen in Bewegung bleiben.» Stellen Sie so auch sicher, dass es immer ausreichend Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen gibt, die die IPS als ihre Berufung verstehen? Jan Wiegand: Der Teamspirit, das starke Miteinander und unser gemeinsames Führungsmodell, in Verbindung mit regelmässigen Fort- und Weiterbildungen, schaffen eine gute Plattform für jene, die auf einer Intensivstation arbeiten möchten. 47 Geschäftsbericht 2021 Lindenhofgruppe Intensivstation

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