Auch die enge Kooperation mit den Ausbildungsinstitutionen ist für uns sehr wertvoll. Wir pflegen eine Praxis-Partnerschaft mit der Berner Fachhochschule BFH. Es sind Simulationstrainings geplant, in denen Studierende zusammen mit diplomierten Fachpersonen Trainings durchführen. So kommen wir früh mit angehenden Fachpersonen in Kontakt und können sie für die Lindenhofgruppe begeistern – in unserem Fall für die Geburtshilfe. Darüber hinaus richten wir gemeinsam mit dem Frauenzentrum Bern und der BFH alle zwei Jahre Fachtagungen aus. Sie helfen uns, in Ausbildungssituationen früh präsent zu sein und uns zu positionieren. Welche Vorteile und Nutzen hat der Aufbau einer von Hebammen geleiteten Geburt? Martin Müller: Hebammen spielen bei jeder Geburt eine zentrale Rolle. In gewissem Masse sind Geburten immer von Hebammen geleitet. Werdende Mütter haben dadurch den grossen Vorteil, dass sie die Geburt in einer sehr intimen, persönlichen Atmosphäre erleben. Eine normale physiologische Geburt benötigt keine ärztliche Unterstützung. Die Ärzteschaft bildet ein Back-up für fachliche Fragen, medizinische Blickwinkel oder schwierige Geburten. Kommt es zu Schwierigkeiten, sind Ärztin oder Arzt direkt vor Ort. Unsere Organisation ermöglicht es allen Beteiligten ohne Zeitverlust auf die gesamte Infrastruktur zuzugreifen. Dies macht die Arbeit als Hebamme, zusammen mit der Geburtshilfe der Lindenhofgruppe, sehr attraktiv. Letztlich geht es um die Wahrnehmung der Kompetenzen, um Verantwortung und um flache Hierarchien. So kommen wir zu einem Austausch auf Augenhöhe, von dem alle profitieren. Übrigens auch ein Punkt, der im Hinblick auf die Rekrutierung von qualifizierten Fachpersonen vorteilhaft ist. Luzia Schmid: Wir sind sehr froh, dass wir beim Aufbau der von Hebammen geleiteten Geburt starke Unterstützung von der Stiftung Lindenhof Bern erhalten. Sie unterstützt dieses Projekt und, dass wir es in Kooperation mit der Berner Fachhochschule durchführen. Das ist für uns sehr wertvoll. «Es ist wichtig, dass wir die Bedürfnisse werdender Mütter und Familien verstehen.» Wie will die Lindenhofgruppe dem rückläufigen Trend bei den Geburtenzahlen entgegenwirken? Martin Müller: Den generell rückläufigen Trend werden wir nicht aufhalten können. Aber wir können mehr Frauen von unserem umfassenden Leistungsangebot überzeugen. Dafür müssen wir uns ins Bewusstsein bringen, dass eine Geburt nicht aus dem heiteren Himmel kommt: werdende Mütter und Familien nehmen sich Zeit bei der Auswahl des Ortes, an dem die Geburt stattfinden soll. Es ist also wichtig, dass wir sie und ihre Bedürfnisse verstehen und ihnen die gewünschten Leistungen in hoher Qualität zur Verfügung stellen können. Unser Leistungsangebot setzt sich im Grunde aus drei Hauptbestandteilen zusammen: der familienorientierten Geburtshilfe, der Geburtshilfe via Belegärztinnen und -ärzte und der von Hebammen geleiteten Geburtshilfe. Letztere ist unsere nächste Implementierung. In puncto Sicherheit haben wir in allen Fällen die gesamte Spitalinfrastruktur und die Neonatologie vor Ort zur Verfügung. Wie fördern Sie den Aufbau von Vertrauen in die Geburtshilfe der Lindenhofgruppe? Martin Müller: Das Vertrauen der Bernerinnen zu gewinnen ist für uns eine fortwährende Aufgabe. Bereits in der Schwangerschaft setzen wir zusätzliche Sprechstunden und Leistungen an. Auch in der pränatalen Medizin bieten wir bei schwierigen Entscheidungen zusätzliche Abklärungen an. Bei besonderen Situationen wie einer Diabetes-Erkrankung oder Bluthochdruck in der Schwangerschaft zum Beispiel. Alle diese Teile ergeben ein komplettes, medizinisch-pflegerisches Leistungsangebot. 41 Geschäftsbericht 2022 Lindenhofgruppe Baby&Familie/Geburtshilfe
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