
«Prävention beginnt nicht erst mit einer Untersuchung.»
Eine Darmspiegelung ist eine der wenigen Vorsorgeuntersuchungen, bei denen man die Vorstufe des Krebses schon früh entfernen kann. Auch darum ist sie so erfolgreich. Ein Gespräch mit Dr. med. D. Staudenmann, Facharzt Innere Medizin und Gastroenterologie, Darmzentrum Bern.
Das Darmzentrum Bern ist DKG-zertifiziert. Wirkt sich das auch auf die Vorsorge aus?
Die Zertifizierung nach den Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft hat starke Auswirkungen auf die Qualität unserer Untersuchungen. Sie stellt sicher, dass wir alle medizinischen und technischen Standards erfüllen. Auch die Mitarbeitenden müssen immer auf dem neusten Wissensstand sein. Das fördert das Vertrauen in unser Vorsorgeangebot.
Sie arbeiten als Gastroenterologe. Was fasziniert Sie am meisten daran?
Das Verdauungssystem ist ein faszinierendes und komplexes Netzwerk von Organen. Es spielt eine zentrale Rolle für die allgemeine Gesundheit. Die Art und Weise, wie der Körper Nährstoffe aufnimmt und Abfallstoffe verarbeitet, ist entscheidend für unser Wohlbefinden.
Die Vielfalt der Erkrankungen, die wir in der Gastroenterologie behandeln, ist sehr spannend. Von funktionellen Störungen wie einem Reizdarmsyndrom bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen wie einer Leberzirrhose oder entzündlichen Darmerkrankungen. Die Bandbreite ist enorm.
Weiterhin ist die Gastroenterologie ein Fachgebiet, das stark interdisziplinär ist. Die Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen wie der Chirurgie, der Onkologie und der Ernährungsberatung ist für mich besonders ansprechend. Ich schätze den Austausch und die Teamarbeit. Sie sind notwendig, um die bestmögliche Versorgung für die Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
Was heisst das für die Vorsorge?
Wir gehen auf die individuellen Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten ein und versuchen, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Empathie ist heute sehr wichtig. In Zukunft wahrscheinlich noch mehr. Die Patientinnen und Patienten möchten sich als Individuum ernst genommen und verstanden fühlen.
Haben Frauen und Männer unterschiedliche Hemmschwellen?
Viele Frauen haben von ihrer Jugend auf regelmässig Kontakt mit einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen. Dadurch ist es für sie oft selbstverständlicher, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Bei Männern sieht das anders aus. Ein 50-jähriger Patient hat mir einmal gesagt, er sei immer gesund gewesen. Er verstehe nicht, warum er denn jetzt zum Arzt müsse. Aussagen wie diese beschreiben eines der Hauptprobleme bei der Darmkrebs-Vorsorge. Denn die meisten Patientinnen und Patienten haben keine Beschwerden.
Wie verbreitet ist Darmkrebs in der Schweiz?
Bei Frauen ist Darmkrebs die zweithäufigste, bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Das Risiko, Darmkrebs zu bekommen, liegt bei gesunden Menschen bei etwa 6 Prozent. Hat man Angehörige mit einer Krebserkrankung in der Familie, ist das Risiko noch höher. Auch Diabetes, Adipositas oder ein ungesunder Lebensstil wirken sich negativ aus. In jedem Fall lohnt sich eine Vorsorgeuntersuchung.
Wie hoch sind die Chancen, sich durch Vorsorge vor einer Erkrankung zu schützen?
Eine Darmspiegelung ist eine der wenigen Vorsorgeuntersuchungen, bei denen man die Polypen, die Vorstufe des Krebses, schon früh entfernen kann. Darum ist sie auch so erfolgreich. Entdeckt man den Darmkrebs früh, liegen die Heilungschancen zwischen 80 und 90 Prozent.
Was zeichnet das Darmkrebszentrum im Wesentlichen aus?
Sicher die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und Hausärzten. Auch die enge Zusammenarbeit von Fachärztinnen und Fachärzten aus verschiedenen Disziplinen. Unter anderem der Gastroenterologie, der Onkologie, der Chirurgie, der Radiologie, der Radioonkologie, dem Bereich Notfall und der Pathologie. Man kennt sich hier, ist per Du. Die Wege sind kurz und schnell. Das ermöglicht einen effektiven Austausch. Auch die individuelle Betreuung ist ein grosser Vorteil. Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen immer im Mittelpunkt.
Wie läuft eine Darmspiegelung ab?
Bereits vor der Darmspiegelung senden wir den Patientinnen und Patienten umfassende Informationen nach Hause. Wir führen mit jeder Patientin und jedem Patienten vor der Darmspiegelung ein Gespräch. Wir gehen auf Fragen ein, erklären den Ablauf, und dann geht es auch schon los. Nachdem die Patientin oder der Patient aufgewacht ist, folgt noch ein Abschlussgespräch. Bei dem ganzen Prozess ist eine vertrauensvolle Atmosphäre sehr wichtig. Die Patientinnen und Patienten sollen sich wohlfühlen.
Haben Sie noch ein paar persönliche Tipps zum Thema Vorsorge?
Seit Beginn der Vorsorgeuntersuchungen sind die Fälle von Darmkrebs deutlich zurückgegangen. Daher sind regelmässige Checks enorm wichtig – mindestens ab einem Alter von 50 Jahren. Hat man Fälle von Darmkrebs in der Familie, sogar früher. Prävention beginnt nicht erst mit einer Untersuchung. Auch ein gesunder Lebensstil gehört dazu.
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